Liebe Leute!
Wie vermutlich die meisten von euch bereits mitbekommen haben, habe ich es geschafft die Diplomarbeit einzureichen und damit den stressigen Teil dieses Jahres abzuschließen. Jetzt bleibt mir noch eine satte Woche, um ein wenig Freizeit hier zu genießen. :-)
Vorher mussten allerdings noch einige Kleinigkeiten an der Uni erledigt werden. So Kleinigkeiten, die sich dann zu geschlagenen drei Tagen an der Uni auswachsen, man kennt das ja. Eine lustige Sache war, dass ich noch mal den Fika-Dienst für das Freitagsseminar hatte. Freitags ist ja im Department immer ein Seminarvortrag, in dessen Rahmen es dann auch Kaffee und Süßgebäck gibt. Jede Woche hat jemand anderes die ehrenvolle Aufgabe dann für 40 Leute Kaffee und Tee zu kochen. Wenigstens wird das Gebäck von einer Bäckerei angeliefert und man muss das nicht alles selbst backen. Jedenfalls hatte ich schon äußerst erfolgreich verdrängt, dass ich auch noch mal auf der Liste stehe, bis mir dann in einem unvorsichtigen Augenblick mein Vorgänger auf der Liste die "Goldene Kaffeedose" in die Hand gedrückt hat, die anzeigt dass man diese Woche Dienst hat. Nun ja, durfte ich also an dem eigentlich als frei geplanten Freitag morgens um 9 Uhr Kaffee kochen.
Das lief auch alles ganz gut, denn wie bekannt ist bin ich unheimlich professionell wenn es ans Kaffeekochen und Gebäck essen anrichten geht. Zu dem Seminar selbst gibt es allerdings noch eine nette Anekdote zu berichten.
Im Anschluss an den Vortrag werden nämlich immer einige Bekanntmachungen gemacht. Zuerst kommt die Sekretärin, deren Ermahnung sich doch frappierend von Mal zu Mal gleichen ("Reiserechnungen rechtzeitig einreichen", "Veröffentlichte Paper zentral melden",...). Dann wird der Chief des Departments, Shi-Li (Chinese), ebenfalls schrecklich wichtige Dinge los, die mich in der Regel zu 99% nicht betreffen. Ist aber manchmal trotzdem ganz lustig. So wie gestern. Und zwar gab es folgende Bekanntmachung:
Am kommenden Dienstag kommen ein paar unheimlich wichtige Menschen (warum die wichtig sind wusste er nicht, nur dass) der Universität, um sich von 9 Uhr bis 9.30 Uhr den Reinraum anzuschauen. Ich habe den dunklen Verdacht, dass diese Menschen sowohl Entscheidungsgewalt wie auch finanzielle Mittel mit sich bringen. Und nun war also die Maßgabe: Dienstag, von 9 Uhr bis 9.30 Uhr, haben sich doch bitte ausnahmslos alle (!) im Reinraum aufzuhalten, damit es auch ja sehr betriebsam aussieht und den Herren klar wird, wie wichtig der Reinraum für uns ist!
...
Ich wollte ihm gerade zu diesem gelungenen Witz gratulieren, als ich an den Reaktionen der anderen merkte, dass es wohl Ernst sein muss. Und die Begründung für diese Posse lieferte der Chef gleich nach. Offenbar wäre es der Kommission nicht begreiflich zu machen, dass man eine Maschine nur morgens anwerfen muss um zwei Stunden später das Ergebnis zu begutachten, sondern die müssten Aktivität sehen, um zu erkennen wie wichtig der Reinraum ist. Deshalb sollten sich also alle zur besagten Zeit im Reinraum aufhalten. Warum die Herren der Bürokratie ihren Besuch dann so explizit ankündigen, und ob sie nicht der Meinung sein könnten dass die Büroräume völlig überflüssig sind wenn sich doch eh alle im Reinraum aufhalten, oder was sie gegebenenfalls denken würden wenn sie exakt die gleichen Leute dann von 9.30 Uhr bis 10 Uhr ein Stockwerk höher im Korridor rumwuseln sehen - das ist hingegen nicht überliefert.
Bleibt als Krönung nur noch die Wortmeldung eines Doktoranden zu berichten, der da meinte: Wenn wir denn dann im Reinraum sein sollen - was sollen wir da eigentlich machen?
Viele Grüße!
Hendrik
Samstag, 11. Dezember 2010
Back for good
Sonntag, 24. Oktober 2010
Ein Lebenszeichen
Liebe Leser,
dass hier im Blog gerade nicht so viel los ist wird vermutlich niemanden mehr wundern, wo es doch die letzte Zeit schon etwas ruhiger wurde. Ich würde auch schrecklich gern mehr schreiben, zum Beispiel dass es hier das erste Mal geschneit hat (nichts liegen geblieben), ich gerade mal wieder öfters bei der Familie mitessen darf (nichts übrig geblieben) oder ich die Präsentation der Ergebnisse meiner Diplomarbeit hatte (keine Fragen offen geblieben). Allerdings ist es nun so, dass die meisten unter euch vermutlich auch sonst nichts mehr von mir gehört haben, sei es per Mail oder per Skype. Und das, obwohl mir spontan einige Leute einfallen, für die sogar noch eine Antwort auf die letzte Mail aussteht. Ja, das hat alles einen Grund. Und zwar schreibe ich gerade an meiner Diplomarbeit. Und nicht nur, dass es ja generell schon eine Menge Arbeit ist, die Frist innerhalb der ich glaubte fertig schreiben zu müssen hat sich auch noch spontan halbiert. Die Bude brennt also, könnte man sagen. Deshalb ist mein Erstwohnsitz inzwischen die Uni, und keine Zeit für nichts anderes bleibt nicht mehr. Deshalb sind auch Mails bei mir momentan zwischengelagert, aber nicht vergessen, und werden dann hoffentlich beizeiten beantwortet.
Ich wollte es euch nur wissen lassen, damit niemand glaubt er wäre mir entfallen.
Viele Grüße aus der Denkblase!
Hendrik
dass hier im Blog gerade nicht so viel los ist wird vermutlich niemanden mehr wundern, wo es doch die letzte Zeit schon etwas ruhiger wurde. Ich würde auch schrecklich gern mehr schreiben, zum Beispiel dass es hier das erste Mal geschneit hat (nichts liegen geblieben), ich gerade mal wieder öfters bei der Familie mitessen darf (nichts übrig geblieben) oder ich die Präsentation der Ergebnisse meiner Diplomarbeit hatte (keine Fragen offen geblieben). Allerdings ist es nun so, dass die meisten unter euch vermutlich auch sonst nichts mehr von mir gehört haben, sei es per Mail oder per Skype. Und das, obwohl mir spontan einige Leute einfallen, für die sogar noch eine Antwort auf die letzte Mail aussteht. Ja, das hat alles einen Grund. Und zwar schreibe ich gerade an meiner Diplomarbeit. Und nicht nur, dass es ja generell schon eine Menge Arbeit ist, die Frist innerhalb der ich glaubte fertig schreiben zu müssen hat sich auch noch spontan halbiert. Die Bude brennt also, könnte man sagen. Deshalb ist mein Erstwohnsitz inzwischen die Uni, und keine Zeit für nichts anderes bleibt nicht mehr. Deshalb sind auch Mails bei mir momentan zwischengelagert, aber nicht vergessen, und werden dann hoffentlich beizeiten beantwortet.
Ich wollte es euch nur wissen lassen, damit niemand glaubt er wäre mir entfallen.
Viele Grüße aus der Denkblase!
Hendrik
Freitag, 1. Oktober 2010
Minusgrade – und ein Abschied
Hallo Freunde
des gepflegten Schriftbildes. Zwar gibt es momentan von mir nicht viel Neues zu erzählen, aber dann widme ich mich doch einfach mal wieder dem Lande. Zwei kleine Geschehnisse, die ich für erwähnenswert halte, gibt es nämlich zu berichten.
Der erste Frost
Angeblich schon vorgestern, aber auf jeden Fall unüberspürbar gestern war es soweit: Die kalte Jahreszeit hat in Schweden begonnen. Sichtbares Zeichen war das Thermometer morgens bei 0°C sowie der Raureif allenthalben, aber auch ohne hätte ich morgens auf dem Fahrrad unzweifelhaft gespürt, dass es hier sehr kalt geworden ist. Ohne Handschuhe wird es schon wieder verdammt kalt. Und die dünne Sommerjacke hält auch nicht mehr wirklich warm. Dabei hatte ich doch eigentlich nicht vor die Sachen vor Dezember rauszukramen… . :-/
Einen kleinen Vorteil hat die ganze Sache allerdings: Heute Morgen habe ich mit meinem Fahrrad endlich mal wieder nahe am Uni-Eingang parken können. :-)
50 Öre
Auch wenn man es bei dem Titel vermuten könnte (sofern man lebendiger Teil der weltweiten Hiphop-Szene ist), so geht es im Folgenden nicht um einen aufstrebenden schwedischen Rapper (50 Cent lässt grüßen), sondern um das knallharte Thema Geld. Wie ich nämlich gestern Morgen aus dem Radio erfahren musste, wird der schwedische Zahlungsverkehr um ein Geldstück ärmer: Die 50 Öre-Münze wird abgeschafft.
Nun ist es so, dass Schweden bis zum gestrigen Tage die Abstufungen 1000 Kronen- (habe ich bisher weder gesehen noch aus dem Automaten bekommen), 500 Kronen-, 100 Kronen-, 50 Kronen- und 20 Kronen-Schein sowie 10 Kronen-, 5 Kronen, 1 Krone- und 50 Öre-Münzen gibt. Rein nominell gibt es zwar im Laden Preise bist auf den Cent genau; man verzichtet also nicht auf die 9,90-Angebote. Zahlen tut man dann allerdings die vollen 10 Kronen – zumindest, wenn man nur diesen einen Artikel kauft. Ansonsten wird der Warenkorb korrekt zusammengerechnet und der Endpreis dann kaufmännisch auf 50 Öre gerundet. Doch damit ist es nun offenbar wohl auch vorbei und es dürfte ab jetzt auf die Krone (~10 Cent) genau gerundet werden. Damit kann man mit den 50 Öre jetzt auch nicht mehr bezahlen, aber immerhin, so entnahm ich dem Bericht heute Morgen, kann man das Geld in der Bank umtauschen lassen. Momentan nenne ich genau ein 50 Öre-Stück mein eigen, wie eine kurze Überprüfung meines Geldbeutels ergab. Ich denke ich werde dann damit mal zur Bank spazieren und es gegen Kronen eintauschen lassen. Hoffentlich wird dabei dann auch kaufmännisch gerundet. :-)
Viele Grüße aus dem kalten Norden!
Hendrik
des gepflegten Schriftbildes. Zwar gibt es momentan von mir nicht viel Neues zu erzählen, aber dann widme ich mich doch einfach mal wieder dem Lande. Zwei kleine Geschehnisse, die ich für erwähnenswert halte, gibt es nämlich zu berichten.
Der erste Frost
Angeblich schon vorgestern, aber auf jeden Fall unüberspürbar gestern war es soweit: Die kalte Jahreszeit hat in Schweden begonnen. Sichtbares Zeichen war das Thermometer morgens bei 0°C sowie der Raureif allenthalben, aber auch ohne hätte ich morgens auf dem Fahrrad unzweifelhaft gespürt, dass es hier sehr kalt geworden ist. Ohne Handschuhe wird es schon wieder verdammt kalt. Und die dünne Sommerjacke hält auch nicht mehr wirklich warm. Dabei hatte ich doch eigentlich nicht vor die Sachen vor Dezember rauszukramen… . :-/
Einen kleinen Vorteil hat die ganze Sache allerdings: Heute Morgen habe ich mit meinem Fahrrad endlich mal wieder nahe am Uni-Eingang parken können. :-)
50 Öre
Auch wenn man es bei dem Titel vermuten könnte (sofern man lebendiger Teil der weltweiten Hiphop-Szene ist), so geht es im Folgenden nicht um einen aufstrebenden schwedischen Rapper (50 Cent lässt grüßen), sondern um das knallharte Thema Geld. Wie ich nämlich gestern Morgen aus dem Radio erfahren musste, wird der schwedische Zahlungsverkehr um ein Geldstück ärmer: Die 50 Öre-Münze wird abgeschafft.
Nun ist es so, dass Schweden bis zum gestrigen Tage die Abstufungen 1000 Kronen- (habe ich bisher weder gesehen noch aus dem Automaten bekommen), 500 Kronen-, 100 Kronen-, 50 Kronen- und 20 Kronen-Schein sowie 10 Kronen-, 5 Kronen, 1 Krone- und 50 Öre-Münzen gibt. Rein nominell gibt es zwar im Laden Preise bist auf den Cent genau; man verzichtet also nicht auf die 9,90-Angebote. Zahlen tut man dann allerdings die vollen 10 Kronen – zumindest, wenn man nur diesen einen Artikel kauft. Ansonsten wird der Warenkorb korrekt zusammengerechnet und der Endpreis dann kaufmännisch auf 50 Öre gerundet. Doch damit ist es nun offenbar wohl auch vorbei und es dürfte ab jetzt auf die Krone (~10 Cent) genau gerundet werden. Damit kann man mit den 50 Öre jetzt auch nicht mehr bezahlen, aber immerhin, so entnahm ich dem Bericht heute Morgen, kann man das Geld in der Bank umtauschen lassen. Momentan nenne ich genau ein 50 Öre-Stück mein eigen, wie eine kurze Überprüfung meines Geldbeutels ergab. Ich denke ich werde dann damit mal zur Bank spazieren und es gegen Kronen eintauschen lassen. Hoffentlich wird dabei dann auch kaufmännisch gerundet. :-)
Viele Grüße aus dem kalten Norden!
Hendrik
Samstag, 18. September 2010
Innebandy
Hallo zusammen,
ich kann dieses Land und diesen Blog natürlich nicht verlassen, ohne irgendwann mal etwas über Innebandy zu schreiben.
Keine Frage, wer mich kennt wird früher oder später schon einmal etwas von mir dazu gehört haben, manch einer hat mich vielleicht sogar übers Innebandy kennengelernt. :-) Aber um dieses diffuse Bild über's Hockey, wie ich es meist einfach nenne, etwas klarer zu gestalten, soll dieser heutige Blogeintrag dienen.
Innebandy ist eine Sportart mit vielen Namen, international Floorball genannt, in Deutschland auch Unihockey, ohne dabei mit "Hockey als Unisport" verwechselt werden zu wollen! Innebandy ist der schwedische Name, und ich habe diese Sportart nicht nur in Schweden kennen gelernt, nein, wer hat's erfunden? Genau: Die Schweizer. Und zwar mit den Schweden (und Finnen) gemeinsam. Und so kann man Schweden gut und gern als Mutterland des Innebandys bezeichnen, haben sie doch auch bei den Herren 6 der bisher 7 stattgefundenen Weltmeisterschaften gewonnen (bei den Damen waren es 4 von 7). Es ist hier auch fraglos eine sehr beliebte Sportart, wie man auch an einer später folgenden Anekdote ablesen kann.
Der Name ist übrigens abgeleitet von dem noch populäreren "Bandy", einer Sportart, die ans Eishockey erinnert, aber ähnlich wie Fußball auf einem Feld dieser Größe mit 11 Leuten gespielt wird. Naja, und Innebandy geht so ein bisschen wie Bandy, nur halt drinnen, also "inne". :-)
Wie geht also Innebandy? Das Schöne an der Sportart ist, dass sie in ihren Grundzügen sehr einfach ist, so dass jeder vom ersten Training an gleich loslegen kann (im Gegensatz zum Beispiel zum Cricket, dessen Regeln ja kein Mensch versteht (wenn doch, bitte bei mir melden), oder auch nur Tennis (wer kam eigentlich auf die Idee, die Punkte in Schritten von "15, 30 und 40" zu zählen??). Eigentlich ist es nur: 2 Tore, 2 Mannschaften, jeder außer dem Torwart ein Schläger, ein Ball mit 26 Löchern - und das Ziel, den Ball öfter als die andere Mannschaft in gegnerische Tor zu befördern. Kein Abseits, kein Aus, kein "Handspiel" oder "Fußspiel" (wie beim Feldhockey), und die Punkte werden auch normal gezählt (1 Tor - ein Punkt). Natürlich hat auch dieses Spiel ein paar Feinheiten, so darf man den Schläger zum Schutze des Gegners nicht über Kniehöhe ausholen, aber alles in allem bleibt es doch ein sehr einfacher Sport, weshalb er meines Wissens heute auch in Schulen im Kommen ist. Denn auch für weniger sportliche Menschen ist es leicht, früh Erfolgserlebnisse zu haben.
Nichtsdestotrotz ist es ein wahnsinnig intensiver, schneller und anstrengender Sport. Nicht selten hat man bereits nach 2 Minuten das Gefühl, für alle Zeiten mit Sport abgeschlossen zu haben. Irgendwie hält man dann aber doch eine Stunde durch. In "richtigen" Spielen wird übrigens fliegend gewechselt. Man kann sich also richtig verausgaben, und noch dazu kommen sowohl laufstarke wie auch technisch versierte Menschen auf ihre Kosten. Darüberhinaus geht es wahnsinnig schnell zur Sache. Gerade noch für die eine Mannschaft bedrohlich vor ihrem Tor, kann sie bereits 4-5 Sekunden später selbst ein Tor geschossen haben. Man muss wirklich sehr gedankenschnell sein, möchte man mit guten Spielern mithalten.
Eine ganz besondere Faszination macht dann in meinen Augen noch aus, welche Kunststücke man mit Hilfe des Schlägers dann vollziehen kann. Da der Schläger vorn leicht gebogen ist, ermöglicht er besondere Schuss- und Lupftechniken, aber Leckereien wie die folgende (man braucht oft die Zeitlupe um zu begreifen, was beim Innebandy gerade geschehen ist):
Krass, oder?
Kommen wir nun langsam aber sicher zu dem aktuellen Anlass dieses Blogeintrages.
Die Geschichte des Innebandys beginnt für mich 2007. Damals spielte ich es zum ersten Mal. In meiner Nation in Uppsala gab es zu der Zeit die Gelegenheit sich der Gruppe anzuschließen, die sich einmal die Woche zum lockeren Spiel traf. Natürlich war ich insbesondere am Anfang der Schlechteste, aber irgendwie hat es doch ziemlich Spaß gemacht. Und so überlegte ich auch in Deutschland weiterzuspielen. Und 2008 war es dann endlich soweit: Ich schloss mich der Gruppe im Unisport in Konstanz an. Welch weise Entscheidung! Ich hatte das Glück, dass die Leute nett waren (dafür habe ich auch teilweise selbst gesorgt indem ich einfach die netten Leute die ich kannte nach und nach überredet habe mitzukommen), aber vor allem einen super Trainer! Der nicht nur vermochte, eine positive Grundstimmung in die Gruppe zu bringen, sondern auch durch seine Erfahrung unter anderem als Bundes- und Nationalspieler (wenn ich jetzt nicht Angst hätte was durcheinander zu bekommen würde ich sogar behaupten er war in der ersten deutschen Unihockey-Nationalmannschaft) sehr viel weitergeben und beibringen konnte. Auf das Beispiel Fußball übertragen müsst ihr euch das also ungefähr so vorstellen als hätte ich es in England kennengelernt und meine Fähigkeiten unter Franz Beckenbauer dann perfektioniert. So ungefähr kommt das hin. :-)
Nun ja, und was läge näher, als jetzt den Kreis zu schließen und mit dem neugewonnenen Können zu schauen, wie ich jetzt in Schweden klarkomme? Genau. Und letzte Woche hatte ich es endlich geschafft, die vielen Widrigkeiten aus dem Weg zu räumen, die sich mir in den selbigen gestellt hatten: Ich habe die Verletzung auskuriert, ich habe den Gruppe gewechselt (die erste hatte ihren Dienst nach meiner Anmeldung samt Bezahlung eingestellt, wobei ich da keinen kausalen Zusammenhang annehmen möchte), habe die 3-monatigen Sommerferien abgewartet, geduldig ertragen dass die ersten drei Male danach ausfielen, und dann war es endlich soweit: Ich konnte wieder spielen. :-) Etwas holprig noch anfangs, etwas eingeschüchtert durch die Stärke der Mitspieler, aber dann doch immer munterer aufspielend. Bis zur 27. Minute! (Der Zeitpunkt ist aus dramaturgischen Gründen gewählt, in Wirklichkeit habe ich natürlich nicht auf die Uhr geschaut.) Da sah die Situation nämlich wie folgt aus:
Schläger kaputt. Einfach so! Der damit abgefeuerte Schuss wäre sicherlich reingegangen (so war es nur der Pfosten), aber der Schuss selbst kann kaum Erklärung sein, irgendwie muss der Schläger vorher im Getümmel (und die Knaben gehen keineswegs zimperlich zur Sache!) angeknackst worden sein. Äußerst betrüblich! Nun werde ich mir also einen neuen Schläger kaufen müssen, wo mir der alte doch sehr ans Herz gewachsen war und für einige Tore gut war.
Dennnoch noch ein paar "Actionbilder", im Spiel geschossen.
Auch wenn der Eindruck aufkommen mag: Es ist eine Sportart, die man keineswegs nackt ausüben muss. Allerdings erweist es sich als sehr zweckmäßig um die beiden Mannschaften zu unterscheiden. Und wenn man sich erst einmal damit abgefunden hat mit nackten, nassen Männeroberkörpern in Kontakt zu kommen (ich weiß, die weiblichen Leser träumen sich gerade hierher), geht es auch.
Interessant ist übrigens auch, wie hier die Mannschaften eingeteilt werden. Es wird nicht gewählt oder nach T-Shirt-Farbe bestimmt, sondern alle werfen den Schläger in die Mitte, und dann teilt die einer "blind" auf zwei Haufen, und schwupps ist die Mannschaft fertig. Das hat dann zwar mal zur Folge, dass man (wie gestern) 3 Mal hintereinander gegen die ganzen Guten spielen darf, aber das wird dann knallhart durchgezogen. Hab trotzdem 4 Tore geschossen. :-)
Nun zu der eingangs erwähnten Anekdote. Gestern erwähnte ich beim Mittagessen in der Uni nach meinen Wochenendplänen gefragt, dass ich in der Stadt einen neuen Hockeyschläger kaufen möchte. Und da bot mir ein Kollege direkt an, ich könnte für den Abend seinen leihen, der stünde bei ihm im Büro. Und so kam es dann auch. Und ich denke, wenn eine Sportart jedem bekannt ist und viele es schon einmal gespielt haben oder sogar einen Schläger parat haben, kann man fraglos davon sprechen, dass die Sportart in der Bevölkerung fest verankert ist. :-)
Nun wisst ihr also was Innebandy ist. Also worauf wartet ihr, probiert's mal aus, macht echt Spaß! :-)
Viele Grüße!
Hendrik
ich kann dieses Land und diesen Blog natürlich nicht verlassen, ohne irgendwann mal etwas über Innebandy zu schreiben.
Keine Frage, wer mich kennt wird früher oder später schon einmal etwas von mir dazu gehört haben, manch einer hat mich vielleicht sogar übers Innebandy kennengelernt. :-) Aber um dieses diffuse Bild über's Hockey, wie ich es meist einfach nenne, etwas klarer zu gestalten, soll dieser heutige Blogeintrag dienen.
Innebandy ist eine Sportart mit vielen Namen, international Floorball genannt, in Deutschland auch Unihockey, ohne dabei mit "Hockey als Unisport" verwechselt werden zu wollen! Innebandy ist der schwedische Name, und ich habe diese Sportart nicht nur in Schweden kennen gelernt, nein, wer hat's erfunden? Genau: Die Schweizer. Und zwar mit den Schweden (und Finnen) gemeinsam. Und so kann man Schweden gut und gern als Mutterland des Innebandys bezeichnen, haben sie doch auch bei den Herren 6 der bisher 7 stattgefundenen Weltmeisterschaften gewonnen (bei den Damen waren es 4 von 7). Es ist hier auch fraglos eine sehr beliebte Sportart, wie man auch an einer später folgenden Anekdote ablesen kann.
Der Name ist übrigens abgeleitet von dem noch populäreren "Bandy", einer Sportart, die ans Eishockey erinnert, aber ähnlich wie Fußball auf einem Feld dieser Größe mit 11 Leuten gespielt wird. Naja, und Innebandy geht so ein bisschen wie Bandy, nur halt drinnen, also "inne". :-)
Wie geht also Innebandy? Das Schöne an der Sportart ist, dass sie in ihren Grundzügen sehr einfach ist, so dass jeder vom ersten Training an gleich loslegen kann (im Gegensatz zum Beispiel zum Cricket, dessen Regeln ja kein Mensch versteht (wenn doch, bitte bei mir melden), oder auch nur Tennis (wer kam eigentlich auf die Idee, die Punkte in Schritten von "15, 30 und 40" zu zählen??). Eigentlich ist es nur: 2 Tore, 2 Mannschaften, jeder außer dem Torwart ein Schläger, ein Ball mit 26 Löchern - und das Ziel, den Ball öfter als die andere Mannschaft in gegnerische Tor zu befördern. Kein Abseits, kein Aus, kein "Handspiel" oder "Fußspiel" (wie beim Feldhockey), und die Punkte werden auch normal gezählt (1 Tor - ein Punkt). Natürlich hat auch dieses Spiel ein paar Feinheiten, so darf man den Schläger zum Schutze des Gegners nicht über Kniehöhe ausholen, aber alles in allem bleibt es doch ein sehr einfacher Sport, weshalb er meines Wissens heute auch in Schulen im Kommen ist. Denn auch für weniger sportliche Menschen ist es leicht, früh Erfolgserlebnisse zu haben.
Nichtsdestotrotz ist es ein wahnsinnig intensiver, schneller und anstrengender Sport. Nicht selten hat man bereits nach 2 Minuten das Gefühl, für alle Zeiten mit Sport abgeschlossen zu haben. Irgendwie hält man dann aber doch eine Stunde durch. In "richtigen" Spielen wird übrigens fliegend gewechselt. Man kann sich also richtig verausgaben, und noch dazu kommen sowohl laufstarke wie auch technisch versierte Menschen auf ihre Kosten. Darüberhinaus geht es wahnsinnig schnell zur Sache. Gerade noch für die eine Mannschaft bedrohlich vor ihrem Tor, kann sie bereits 4-5 Sekunden später selbst ein Tor geschossen haben. Man muss wirklich sehr gedankenschnell sein, möchte man mit guten Spielern mithalten.
Eine ganz besondere Faszination macht dann in meinen Augen noch aus, welche Kunststücke man mit Hilfe des Schlägers dann vollziehen kann. Da der Schläger vorn leicht gebogen ist, ermöglicht er besondere Schuss- und Lupftechniken, aber Leckereien wie die folgende (man braucht oft die Zeitlupe um zu begreifen, was beim Innebandy gerade geschehen ist):
Krass, oder?
Kommen wir nun langsam aber sicher zu dem aktuellen Anlass dieses Blogeintrages.
Die Geschichte des Innebandys beginnt für mich 2007. Damals spielte ich es zum ersten Mal. In meiner Nation in Uppsala gab es zu der Zeit die Gelegenheit sich der Gruppe anzuschließen, die sich einmal die Woche zum lockeren Spiel traf. Natürlich war ich insbesondere am Anfang der Schlechteste, aber irgendwie hat es doch ziemlich Spaß gemacht. Und so überlegte ich auch in Deutschland weiterzuspielen. Und 2008 war es dann endlich soweit: Ich schloss mich der Gruppe im Unisport in Konstanz an. Welch weise Entscheidung! Ich hatte das Glück, dass die Leute nett waren (dafür habe ich auch teilweise selbst gesorgt indem ich einfach die netten Leute die ich kannte nach und nach überredet habe mitzukommen), aber vor allem einen super Trainer! Der nicht nur vermochte, eine positive Grundstimmung in die Gruppe zu bringen, sondern auch durch seine Erfahrung unter anderem als Bundes- und Nationalspieler (wenn ich jetzt nicht Angst hätte was durcheinander zu bekommen würde ich sogar behaupten er war in der ersten deutschen Unihockey-Nationalmannschaft) sehr viel weitergeben und beibringen konnte. Auf das Beispiel Fußball übertragen müsst ihr euch das also ungefähr so vorstellen als hätte ich es in England kennengelernt und meine Fähigkeiten unter Franz Beckenbauer dann perfektioniert. So ungefähr kommt das hin. :-)
Nun ja, und was läge näher, als jetzt den Kreis zu schließen und mit dem neugewonnenen Können zu schauen, wie ich jetzt in Schweden klarkomme? Genau. Und letzte Woche hatte ich es endlich geschafft, die vielen Widrigkeiten aus dem Weg zu räumen, die sich mir in den selbigen gestellt hatten: Ich habe die Verletzung auskuriert, ich habe den Gruppe gewechselt (die erste hatte ihren Dienst nach meiner Anmeldung samt Bezahlung eingestellt, wobei ich da keinen kausalen Zusammenhang annehmen möchte), habe die 3-monatigen Sommerferien abgewartet, geduldig ertragen dass die ersten drei Male danach ausfielen, und dann war es endlich soweit: Ich konnte wieder spielen. :-) Etwas holprig noch anfangs, etwas eingeschüchtert durch die Stärke der Mitspieler, aber dann doch immer munterer aufspielend. Bis zur 27. Minute! (Der Zeitpunkt ist aus dramaturgischen Gründen gewählt, in Wirklichkeit habe ich natürlich nicht auf die Uhr geschaut.) Da sah die Situation nämlich wie folgt aus:
Schläger kaputt. Einfach so! Der damit abgefeuerte Schuss wäre sicherlich reingegangen (so war es nur der Pfosten), aber der Schuss selbst kann kaum Erklärung sein, irgendwie muss der Schläger vorher im Getümmel (und die Knaben gehen keineswegs zimperlich zur Sache!) angeknackst worden sein. Äußerst betrüblich! Nun werde ich mir also einen neuen Schläger kaufen müssen, wo mir der alte doch sehr ans Herz gewachsen war und für einige Tore gut war.
Dennnoch noch ein paar "Actionbilder", im Spiel geschossen.
Auch wenn der Eindruck aufkommen mag: Es ist eine Sportart, die man keineswegs nackt ausüben muss. Allerdings erweist es sich als sehr zweckmäßig um die beiden Mannschaften zu unterscheiden. Und wenn man sich erst einmal damit abgefunden hat mit nackten, nassen Männeroberkörpern in Kontakt zu kommen (ich weiß, die weiblichen Leser träumen sich gerade hierher), geht es auch.
Interessant ist übrigens auch, wie hier die Mannschaften eingeteilt werden. Es wird nicht gewählt oder nach T-Shirt-Farbe bestimmt, sondern alle werfen den Schläger in die Mitte, und dann teilt die einer "blind" auf zwei Haufen, und schwupps ist die Mannschaft fertig. Das hat dann zwar mal zur Folge, dass man (wie gestern) 3 Mal hintereinander gegen die ganzen Guten spielen darf, aber das wird dann knallhart durchgezogen. Hab trotzdem 4 Tore geschossen. :-)
Nun zu der eingangs erwähnten Anekdote. Gestern erwähnte ich beim Mittagessen in der Uni nach meinen Wochenendplänen gefragt, dass ich in der Stadt einen neuen Hockeyschläger kaufen möchte. Und da bot mir ein Kollege direkt an, ich könnte für den Abend seinen leihen, der stünde bei ihm im Büro. Und so kam es dann auch. Und ich denke, wenn eine Sportart jedem bekannt ist und viele es schon einmal gespielt haben oder sogar einen Schläger parat haben, kann man fraglos davon sprechen, dass die Sportart in der Bevölkerung fest verankert ist. :-)
Nun wisst ihr also was Innebandy ist. Also worauf wartet ihr, probiert's mal aus, macht echt Spaß! :-)
Viele Grüße!
Hendrik
Montag, 30. August 2010
Abschiedsfeier
Hallo liebe Leute,
einige von euch mögen vielleicht schon nicht mehr daran geglaubt haben, aber tatsächlich: Ich schreibe wieder! :-) Nicht, dass ich gerade sonderlich viel Zeit dazu hätte, aber damit im August wenigstens ein Eintrag steht muss ich jetzt wohl oder übel ran. Mal sehen, wann der Erste den Beitrag entdeckt... .
Der Inhalt ist weit weniger schockierend als man es beim Lesen der Überschrift annehmen könnten. Ich verlasse nämlich noch nicht das Land, 3 Monate habe ich ja noch. Es handelt sich um den Abschied von jemand anderem, nämlich dem Österreicher aus meiner Gruppe. Er hat auch Diplomarbeit gemacht, allerdings ein halbes Jahr, so dass er nach mir kam und nun vor mir wieder geht.
Da er eine recht kleine Wohnung hat, hat er bei Lotten gefeiert. Gut, das war nicht so dreist wie es sich auf den ersten Blick anhört, sondern haben wohl seine Frau und Lotten ausgeküngelt. Wie dem auch sei, Lotten hat ein schönes schwedisches Haus, wo sich das sehr gut verwirklichen ließ.
Halten wir uns nicht mit Nebensächlichkeiten auf und kommen gleich zum Wichtigsten: Dem Essen. Ein schwedisch-österreichisches Buffet war angekündigt, und so kam es auch. Einen Ausschnitt davon zeige ich unten im Bild, und zitiere des Weiteren aus meiner Erinnerung.
Das auf dem Foto ist übrigens Lotten.
Es gab: Kalten Hackbraten (österr.: faschierter Braten), Knäckebrot, Käse, eingelegte Pepperoni, Lachs, Krabbenmajonäse, Hühnchenschlegel, Paprika-Kartoffel-Gemüse aus dem Backofen, Salat, Tomate-Mozzarella, Sauerfleisch, Pfifferlinge mit Möhren (...), Oliven und vermutlich noch mehr. Nachdem wir uns daran gütlich getan hatten gab es sogar noch Apfelkuchen und Schokokuchen zum Nachtisch. Man war also satt hinterher (ja, auch ich!).
Eingeladen war neben ein paar Freunden von dem Österreicher (ich spare mir hier die Einführung seines Namens, da ich ob seiner baldigen Abreise keine weiteren Blogeinträge zu ihm plane) mehr oder weniger die ganze Gruppe, die auch fast vollzählig erschien. Frauen und Kinder waren ausdrücklich miteingeladen, wie man auch am Bild unten sehen kann.
Im Uhrzeigersinn: Tomas' Frau deren Name ich immer vergesse, Sebastian, Lottens Tochter deren Namen ich nicht vergessen habe (kannte ihn nicht), Lotten, Uwe, Aläksohndrö (Franzose), Lukas der Österreicher. Vorne Ewa (Eva?), Tochter von Tomas. Wisster Bescheid. ;-)
Über die Themen des Abends fehlt mir ein wenig die Erinnerung, aber muss wohl ganz nett gewesen sein, sonst wäre ich nicht als Letzter gegangen. Wobei ich natürlich nicht als Allerletzter ging, sondern zusammen mit den anderen Deutschen.
Ja, so war das. Physiker können also auch Spaß haben, und das nicht nur wenn sie vor einem Teilchenbeschleuniger stehen. Wäre das auch bewiesen. :-)
Viele Grüße!
Hendrik
Donnerstag, 1. Juli 2010
Mittsommer
Hallo zusammen,
ich sitze gerade gemütlich in der Frühlingssonne und schreibe an meinem neuen Computer einen Blogeintrag. Die Möglichkeit dazu eröffnet mir eine Art „Kurzurlaub“, den ich gerade habe. Wie kam es dazu?
Nun, trotz der vielen Arbeit gilt natürlich immer noch der Grundsatz „Man muss die Feste feiern wie sie fallen.“, und gerade war ein sehr wichtiges Fest in Schweden: Das Mittsommerfest (midsommarafton). Und wer sich nun fragt ob ich hier nicht etwas leichtfertig nichtige Anlässe ausnutze, um etwas freizumachen, und ob ich mir dann auch bei Viktorias Hochzeit freigenommen habe, dem erwidere ich mit einem doppelten Nein. Nein, Viktorias Hochzeit war an einem Samstag, ich musste mir also nicht freinehmen (die spannende Liveübertragung habe ich wegen der parallel stattfindenden WM-Spiele leider trotzdem verpasst, was mich wohl auch nicht gerade zu einem besseren Schweden macht). Und nein, Mittsommer ist wirklich ein wichtiges Fest in Schweden, vergleichbar mit Weihnachten, wenn man den religiösen Aspekt mal außen vor lässt. Denn ähnlich wie bei diesen Festen handelt es sich auch hier um ein Fest, bei dem sich alle die können freinehmen (ausgenommen die Supermarktmenschen, aber dazu siehe mein älterer Blogeintrag), staatliche Institutionen geschlossen sind, Geschäfte in der Stadt wenn überhaupt nur bis 13 Uhr offen haben. Und auch in der Uni kam niemand (so haben es zumindest alle angekündigt, überprüft habe ich es nicht), auch wenn es ganz offiziell kein Feiertag in Schweden ist.
Dann ist es, genau wie Weihnachten auch, ein Familienfest. Also nicht wie Muttertag, wo die Mütter mit einem Bollerwagen voll Bier grölend durch die großstadtnahe Natur ziehen, oder Silvester wo viele mit Freunden feiern. Das habe ich auch bei meinem ersten Mittsommerfest erfahren müssen, als ich das erste und einzige Mal tatsächlich eine zeitlang allein auf meinem Studentenwohnheimkorridor war. Alle weg. Und sogar auf der großen vierspurigen Straße, die idyllisch am Wohnheim vorbeiführt, kam nur hin und wieder mal ein Wagen vorbei, und die ist sonst wirklich stark befahren.
Ich hoffe ich konnte klarmachen, dass es wirklich ein großes Fest in Schweden ist, und damit genug der langen Vorreden, kommen wir zu meinem Mittsommer. Wie die meisten von euch wissen bin ich ja Gastmitglied in einer schwedischen Familie, und so hatte ich dieses Mal das Glück, nicht betrübt allein auf meinem Zimmer zu sitzen, sondern ein ziemlich schwedisches Mittsommer miterleben zu können.
Wie viele schwedische Familien besitzt auch ‚meine‘ eine sogenannte sommarstuga, ein Sommerhäuschen. Das entspricht in etwa dem, was man – für die, die schon mal in Schweden Urlaub gemacht haben – als Ferienhaus mietet, und dort verbringen sie dann ihren ganzen Sommer (typischerweise den Juli, denn da machen alle Schweden Urlaub). So ein Häuschen liegt logischwerweise außerhalb größerer Städte, mitten in der schönen schwedischen Natur. Und so eines hat auch meine Gastfamilie, und dorthin fuhren wir also über Mittsommer.
Mittsommer ist übrigens immer an dem Freitag nach der kürzesten Nacht, soweit ich das verstanden habe (außer die kürzeste Nacht ist selbst ein Freitag, nehme ich an). Früher war das mal anders, aber weil die feierfreudigen Schweden das zum Anlass nahmen, dann mehr oder weniger gleich die ganze Woche durchzufeiern (man muss ja vorfeiern, und danach geht erst mal nix mehr), wurde das mal geändert.
Gegen Mittag waren wir am Sommerhäuschen, und zunächst gab es mal ein richtig mittsommerschwedisches Mittagessen: Hering, Kartoffeln, Schnaps etc., näheres siehe Bild. Der Schwede nennt das ‚sillunch‘ (sill= Hering, lunch= Mittagessen, übrigens: middag=Abendessen). Sollt ja auch was lernen. ;-).
Typisch schwedisches Mittsommermittag mit Hering. Was wäre mein Blog ohne die Essens-Bilder? Der Kicker ist übrigens nicht Bestandteil eines typischen Mittsommeressens.
Nachmittags ging es dann noch schwedischer (falls möglich) weiter. Da fuhren wir dann ins nächstgelegene Dörfchen zu den Mittsommerfestlichkeiten. Die gestalteten sich so: In einem langen Marsch, angeführt von einem Fahnenträger, abgeschlossen durch Musikanten und Menschen in traditionellen schwedischen Trachten, trugen vielen kleine schwedische Kinder eine lange grüne Schlange vom Dorfzentrum auf eine große Wiese.
So viele blonde Kinder. :-)
Dort lag schon die Mittsommerstange/der Mittsommerbaum, der daraufhin mit dem Grün geschmückt und unter dem Applaus der umstehenden Menge aufgerichtet wurde. Anschließend wurde der Sommer willkommen geheißen, mit einem vierfachen "Hurra!".
Dann begann der Tanz um den Baum. Zunächst begannen die Menschen in den Trachten. Leider waren die Tänzer im Schnitt 40 Jahre zu alt, um das Ganze wirklich flott und beweglich wirken zu lassen; so hatte es in etwa die Dynamik des griechischen Angriffsspiels (oh, ich sollte trotz WM nicht in zu viele Fußballvergleiche abgleiten). Aber das war egal, denn hier geht es ja um das Grundgefühl, und das war ohne Frage schwedisch.
Wer entdeckt Jopi Heesters?
Nachdem die feschen Mittsiebziger also ihre Bewegungskunst der Öffentlichkeit dargelegt hatten, war der Ring frei für das gemeine Volk. Vornehmlich Kinder und deren Eltern und Großeltern strömten nun auf die Wiese, um in Ringen um die Mittsommerstange zu tanzen. Sehr schönes Bild. :-)
Sehr schön auch die Kommentare des Gastvaters , zum Beispiel als eine Art Ententanz aufgeführt wurde („So reichhaltig ist schwedische Volksgesangtradition.“), oder der gleiche Tanz nochmals in entgegengesetzte Richtung ausgeführt wurde („Ah, sehr schön, mal was komplett Neues.“). In der Tat war nicht zu übersehen, dass der Mittachtziger, der die Tänze ansagte und –führte, sein Manuskript im Auto vergessen hatte, wie er eingangs murmelte (dummerweise ins bereits angeschlossene Mikrofon). Das tat aber zumindest der Freude der Kinder und von mir keinen Abbruch. :-)
Am Rande der Veranstaltung konnte ich übrigens noch folgendes beobachten:
Viele Grüße!
Hendrik
PS.: Erst jetzt veröffentlicht, nachdem ich die Bilder hochladen konnte.
Mittwoch, 2. Juni 2010
Dinge, die man mit Aceton prima wegrubbeln kann
- Eddingschrift auf Plastikdeckeln
- Plastikdeckel.
Viele Gruesse (auch an die unter euch die bisher glaubten ich hätte einen gefahrlosen Job)!
Hendrik
- Plastikdeckel.
Viele Gruesse (auch an die unter euch die bisher glaubten ich hätte einen gefahrlosen Job)!
Hendrik
Sonntag, 30. Mai 2010
Die Zeit, das Sputtern - und ein Erfolg!
Treue Leser dieses Blogs,
ich habe eure Geduld wirklich auf eine harte Probe gestellt, das gebe ich zu. Ich habe sicherheitshalber mal nicht nachgeschaut, wann ich hier das letzte Mal gebloggt habe. Es ist einfach viel zu lange her. Aber ich habe einfach auch viel zu wenig Zeit. Das werden sicher auch die unter euch gemerkt haben, die weiterhin den persönlichen Kontakt zu mir pflegen. Vorerst ist auch keine Besserung in Sicht, aber heute, heute habe ich mal ein paar Minuten, um zumindest ein bisschen was zu schreiben.
Der geneigte Leser fragt sich vielleicht, wie es zu diesem enormen Zeitmangel kommen kann. Nun ja, einen großen Anteil daran hat sicherlich die Uni. Inzwischen hat mich die Diplomarbeit dann doch sehr vereinnahmt. Prinzipiell ist dies natürlich ein gutes Zeichen, denn das heißt es geht voran. Dennoch kostet es auch Kraft, und so muss ich momentan parallel auch noch 3 Vorträge vorbereiten, die leider auch nicht inhaltsgleich sind, weshalb ich beispielsweise auch den gestrigen Samstag bis nach 20 Uhr in der Uni verbracht habe. Was aber passiert gerade bei meiner Diplomarbeit?
Ihr erinnert euch an das Sputtern? Genau, diese Art Verdampfung mit einer Anlage, die nicht immer ganz zuverlässig das abliefert, was man sich von ihr erhofft, oder auf gut Deutsch ständig kaputt ist. Nach der ersten Sputterrunde hatte ich einen Haufen Proben zu analysieren und eine Menge Daten zu ordnen. Kurz vor Ostern habe ich das allererste Mal eine meine Proben mit Schwefel im Ofen zu dem Material verbacken, das ich letztendlich haben möchte. Kurz nach Ostern gelang damit sogar schon die erste Solarzelle! Welch ein Erfolg, und dies schon nach so wenigen Monaten. Der Wirkungsgrad der "Solarzelle" (sie hat eine Größe von vielleicht einem Quadratmillimeter) ist 0,1%. Der Wirkungsgrad beschreibt, wieviel der Energie, die im Sonnenlicht steckt, effektiv in Strom umgewandelt werden soll, und soll natürlich so hoch wie möglich sein. Kommerzielle (Silizium-)Module erreichen zwischen 15 und 20%. Man muss also kein Physiker sein um zu erkennen, dass 0,1% noch nicht rasend gut sind. Dennoch, wir konnten damit zeigen, dass wir auf unserem Weg im Prinzip das Material CZTS herstellen und daraus Solarzellen machen können.
Nun haben wir uns aber nicht damit begnügt es im Prinzip zu können. Wir wollten uns natürlich verbessern. Und so wurde die nächste Sputterrunde geplant. Und einen Plan hatte ich mir schnell überlegt und aufgestellt, nur - und das wird für viele von euch überraschend kommen - die Maschine spielte nicht mit. Die andere Person, die damit arbeitet, hatte so ihre liebe Müh vernünftige Proben damit herzustellen. Bis das in den Griff bekommen war vergingen erst mal wieder Wochen... . Doch dann durfte ich endlich ran, Anfang letzter Woche! Das Beste hoffend machte ich mich optimistisch ans Werk - nur um wieder auf einen Haufen Probleme zu stoßen. Doch wie sagt mein Betreuer Tomas so gern? Wenn es alles problemfrei funktionieren würde könnte man jeden Deppen an die Maschine stellen, so schwer ist die nicht zu bedienen. Stimmt zwar, nervt aber trotzdem. :-) Immerhin, wir bekamen es in den Griff, und im Moment läuft alles bewundernswert stabil. Ich habe sogar schon eine neue Zelle herstellen gekonnt und...
...das war eine ziemliche Pleite. Es war leider kein Wirkungsgrad messbar, man spricht da von einer "geshunteten" Zelle, im Prinzip ist das Material so schlecht, dass ein Kurzschluss auftritt.
Davon lasse ich mich aber nicht entmutigen, es war ja nur eine von vielen Proben. Und außerdem gibt es noch eine andere, weit positivere Nachricht.
Aus einer meiner alten Proben hat Lotten, die andere Betreuerin, eine weitere Solarzelle hergestellt. Und ausgemessen. Und plötzlich kam sie mit der Nachricht zu mir: Sie hat 1% Wirkungsgrad gemessen! Das 10-fache der letzten Probe, und das auf einer bedeutend größeren (mehrere Quadratmillimeter) Fläche. Je kleiner die Fläche, desto eher ist ein hoher Wirkungsgrad möglich, weil der natürlich einen Mittelwert angibt, und wenn man sich ein besonders leckeres Stückchen der Probe raussucht kann man damit den Wirkungsgrad erhöhen. Und genau das hat Lotten dann in der Folge auch gemacht, und ist damit in einem Gebiet bis auf 2,6% Wirkungsgrad gekommen!! Es ist schwer für einen Außenstehenden zu vermitteln, welch ein Erfolg das ist; aber zum Vergleich: Bis vor 2 Monaten lag der Rekord überhaupt für mein Material weltweit bei 6,7%. Bei einer japanischen Arbeitsgruppe, die seit 15-20 Jahren an dem Material forscht. Nun konnten wir natürlich deren Wissen in begrenztem Umfang nutzen, allerdings benutzen wir auch eine andere Methode (sputtern) und besonders für's Schwefeln eine ausgefallene, sagen wir mal seehr experimentelle Methode. Es ist also gefühlt noch viel Luft nach oben. Zudem kommt dieser Erfolg gerade rechtzeitig, um noch in meine Vorträge einfließen zu können. Und mal ehrlich: 2,6% klingt doch wesentlich besser als 0,1%, oder?
Ich habe sogar schon eine Idee, woher dieser Riesenunterschied kommen könnte (kam mir gestern in der Uni; man kann einfach viel besser nachdenken wenn man allein ist). Aber dazu möchte ich lieber noch nichts schreiben sondern es erst mal mit weiteren Zellen überprüfen. Anhand nur einer Zelle wäre das wenig wissenschaftliche da schon Schlüsse zu ziehen. Wenn es aber so wäre wie ich es mir denke wäre es schon extrem witzig. Aber dazu dann gegebenenfalls ein anderes Mal mehr.
Am gleichen Tag - vorgestrigen Freitag nämlich - hat mir übrigens (unabhängig von dem später am Tage eintretenden Erfolgserlebnis) die Professorin nahe gelegt, mich für die hier in der Arbeitsgruppe bald neugeschaffene Doktorandenstelle für mein Material zu bewerben. Aber das muss ich mich erst Mal seehr gründlich durch den Kopf gehen lassen. Und nicht nur durch meinen. Aber ein schönes Gefühl der Wertschätzung schafft es trotzdem, keine Frage. :-)
Damit wisst ihr jetzt über einen der Hauptgründe für mein spärliches Blogverhalten Bescheid. Ein anderer ist, dass mein geliebter Laptop leider den Geist aufgegeben hat. Deshalb bin ich momentan auf den Computer in der Uni und - sofern verfügbar - das Netbook meiner Familie hier angewiesen. Das heißt, selbst wenn ich mal Zeit habe ist möglicherweise keine Möglichkeit es der Welt zu verkünden greifbar. Und auch Fotos kann es so auf absehbare Zeit keine geben. Aber die Fotos stießen hier ja meist eh nicht auf so große Resonanz, meist hieß es ja "weniger Fotos - mehr Text!". ;-)
Habt eine schöne Woche, und hoffentlich bis bald!
Hendrik
Computer
ich habe eure Geduld wirklich auf eine harte Probe gestellt, das gebe ich zu. Ich habe sicherheitshalber mal nicht nachgeschaut, wann ich hier das letzte Mal gebloggt habe. Es ist einfach viel zu lange her. Aber ich habe einfach auch viel zu wenig Zeit. Das werden sicher auch die unter euch gemerkt haben, die weiterhin den persönlichen Kontakt zu mir pflegen. Vorerst ist auch keine Besserung in Sicht, aber heute, heute habe ich mal ein paar Minuten, um zumindest ein bisschen was zu schreiben.
Der geneigte Leser fragt sich vielleicht, wie es zu diesem enormen Zeitmangel kommen kann. Nun ja, einen großen Anteil daran hat sicherlich die Uni. Inzwischen hat mich die Diplomarbeit dann doch sehr vereinnahmt. Prinzipiell ist dies natürlich ein gutes Zeichen, denn das heißt es geht voran. Dennoch kostet es auch Kraft, und so muss ich momentan parallel auch noch 3 Vorträge vorbereiten, die leider auch nicht inhaltsgleich sind, weshalb ich beispielsweise auch den gestrigen Samstag bis nach 20 Uhr in der Uni verbracht habe. Was aber passiert gerade bei meiner Diplomarbeit?
Ihr erinnert euch an das Sputtern? Genau, diese Art Verdampfung mit einer Anlage, die nicht immer ganz zuverlässig das abliefert, was man sich von ihr erhofft, oder auf gut Deutsch ständig kaputt ist. Nach der ersten Sputterrunde hatte ich einen Haufen Proben zu analysieren und eine Menge Daten zu ordnen. Kurz vor Ostern habe ich das allererste Mal eine meine Proben mit Schwefel im Ofen zu dem Material verbacken, das ich letztendlich haben möchte. Kurz nach Ostern gelang damit sogar schon die erste Solarzelle! Welch ein Erfolg, und dies schon nach so wenigen Monaten. Der Wirkungsgrad der "Solarzelle" (sie hat eine Größe von vielleicht einem Quadratmillimeter) ist 0,1%. Der Wirkungsgrad beschreibt, wieviel der Energie, die im Sonnenlicht steckt, effektiv in Strom umgewandelt werden soll, und soll natürlich so hoch wie möglich sein. Kommerzielle (Silizium-)Module erreichen zwischen 15 und 20%. Man muss also kein Physiker sein um zu erkennen, dass 0,1% noch nicht rasend gut sind. Dennoch, wir konnten damit zeigen, dass wir auf unserem Weg im Prinzip das Material CZTS herstellen und daraus Solarzellen machen können.
Nun haben wir uns aber nicht damit begnügt es im Prinzip zu können. Wir wollten uns natürlich verbessern. Und so wurde die nächste Sputterrunde geplant. Und einen Plan hatte ich mir schnell überlegt und aufgestellt, nur - und das wird für viele von euch überraschend kommen - die Maschine spielte nicht mit. Die andere Person, die damit arbeitet, hatte so ihre liebe Müh vernünftige Proben damit herzustellen. Bis das in den Griff bekommen war vergingen erst mal wieder Wochen... . Doch dann durfte ich endlich ran, Anfang letzter Woche! Das Beste hoffend machte ich mich optimistisch ans Werk - nur um wieder auf einen Haufen Probleme zu stoßen. Doch wie sagt mein Betreuer Tomas so gern? Wenn es alles problemfrei funktionieren würde könnte man jeden Deppen an die Maschine stellen, so schwer ist die nicht zu bedienen. Stimmt zwar, nervt aber trotzdem. :-) Immerhin, wir bekamen es in den Griff, und im Moment läuft alles bewundernswert stabil. Ich habe sogar schon eine neue Zelle herstellen gekonnt und...
...das war eine ziemliche Pleite. Es war leider kein Wirkungsgrad messbar, man spricht da von einer "geshunteten" Zelle, im Prinzip ist das Material so schlecht, dass ein Kurzschluss auftritt.
Davon lasse ich mich aber nicht entmutigen, es war ja nur eine von vielen Proben. Und außerdem gibt es noch eine andere, weit positivere Nachricht.
Aus einer meiner alten Proben hat Lotten, die andere Betreuerin, eine weitere Solarzelle hergestellt. Und ausgemessen. Und plötzlich kam sie mit der Nachricht zu mir: Sie hat 1% Wirkungsgrad gemessen! Das 10-fache der letzten Probe, und das auf einer bedeutend größeren (mehrere Quadratmillimeter) Fläche. Je kleiner die Fläche, desto eher ist ein hoher Wirkungsgrad möglich, weil der natürlich einen Mittelwert angibt, und wenn man sich ein besonders leckeres Stückchen der Probe raussucht kann man damit den Wirkungsgrad erhöhen. Und genau das hat Lotten dann in der Folge auch gemacht, und ist damit in einem Gebiet bis auf 2,6% Wirkungsgrad gekommen!! Es ist schwer für einen Außenstehenden zu vermitteln, welch ein Erfolg das ist; aber zum Vergleich: Bis vor 2 Monaten lag der Rekord überhaupt für mein Material weltweit bei 6,7%. Bei einer japanischen Arbeitsgruppe, die seit 15-20 Jahren an dem Material forscht. Nun konnten wir natürlich deren Wissen in begrenztem Umfang nutzen, allerdings benutzen wir auch eine andere Methode (sputtern) und besonders für's Schwefeln eine ausgefallene, sagen wir mal seehr experimentelle Methode. Es ist also gefühlt noch viel Luft nach oben. Zudem kommt dieser Erfolg gerade rechtzeitig, um noch in meine Vorträge einfließen zu können. Und mal ehrlich: 2,6% klingt doch wesentlich besser als 0,1%, oder?
Ich habe sogar schon eine Idee, woher dieser Riesenunterschied kommen könnte (kam mir gestern in der Uni; man kann einfach viel besser nachdenken wenn man allein ist). Aber dazu möchte ich lieber noch nichts schreiben sondern es erst mal mit weiteren Zellen überprüfen. Anhand nur einer Zelle wäre das wenig wissenschaftliche da schon Schlüsse zu ziehen. Wenn es aber so wäre wie ich es mir denke wäre es schon extrem witzig. Aber dazu dann gegebenenfalls ein anderes Mal mehr.
Am gleichen Tag - vorgestrigen Freitag nämlich - hat mir übrigens (unabhängig von dem später am Tage eintretenden Erfolgserlebnis) die Professorin nahe gelegt, mich für die hier in der Arbeitsgruppe bald neugeschaffene Doktorandenstelle für mein Material zu bewerben. Aber das muss ich mich erst Mal seehr gründlich durch den Kopf gehen lassen. Und nicht nur durch meinen. Aber ein schönes Gefühl der Wertschätzung schafft es trotzdem, keine Frage. :-)
Damit wisst ihr jetzt über einen der Hauptgründe für mein spärliches Blogverhalten Bescheid. Ein anderer ist, dass mein geliebter Laptop leider den Geist aufgegeben hat. Deshalb bin ich momentan auf den Computer in der Uni und - sofern verfügbar - das Netbook meiner Familie hier angewiesen. Das heißt, selbst wenn ich mal Zeit habe ist möglicherweise keine Möglichkeit es der Welt zu verkünden greifbar. Und auch Fotos kann es so auf absehbare Zeit keine geben. Aber die Fotos stießen hier ja meist eh nicht auf so große Resonanz, meist hieß es ja "weniger Fotos - mehr Text!". ;-)
Habt eine schöne Woche, und hoffentlich bis bald!
Hendrik
Computer
Freitag, 23. April 2010
NKF-Gasque
Hallo ihr!
Und so ging ein schöner Tag mit wirklich außergewöhnlich viel Gesang zu Ende. Und wem das alles jetzt doch auf die Dauer zu viel Chor geworden ist, dem sei gesagt dass ich demnächst auch mal wieder versuche etwas zu einem anderen Thema zu schreiben. Sobald ich die Zeit dafür finde. ;-)
Harmonische Grüße!
Hendrik
Dem aufmerksamen Leser meines Blog wird nicht entgangen sein, dass ich beim vorletzten Eintrag eine nebulöse Andeutung gemacht habe, der Tag wäre nach dem großen Konzert mit Flügelabgang noch lange nicht vorbei gewesen. Den Abend werde ich jetzt nachreichen.
Der für die Chöre so richtig spaßige Teil kam - so schön das Konzert auch war - nämlich im Verborgenen erst abends. Da war nämlich das große Gasque der Chöre. Gar nicht so einfach dort reinzukommen, es gab nämlich deutlich mehr Anwärter auf die raren Plätze als selbige vorhanden waren. Dennoch gelang es mir nach einigem Hin und Her, Zittern und Bangen, und durch Anwendung hier nicht näher beschriebener Tricks mich in diese Veranstaltung hineinzuschmuggeln.
Das NKF-Gasque ist ein ganz besonderes Gasque. (Kann es sein dass ich das bei jedem Gasque behaupte? Egal, hier triftt es ganz sicher zu!) Denn da nur Chormitglieder dort sind, herrscht eine besondere Stimmung, alle verbindet schließlicht etwas, was auch den Gesprächseinstieg mit den Sitznachbarn sehr vereinfacht. Außerdem neigen Chöre dazu, ein besonders tolles Rahmenprogramm bei all ihren Veranstaltungen (Chorwochenende, Gasque, Ball,...) aufzufahren und zu organisieren, so dass es an Ablenkung wahrlich nicht fehlt. So hatte dieses Gasque auch ein Motto, und zwar das Motto "Das Gesicht zu den Sternen", um mal mein holpriges Schwedisch zu bemühen. Dies bedeutete, dass der ganze Abend immer wieder bezug auf dieses - zugegebenermaßen sehr freie - Motto nahm, vor allem aber jeder dazu eingeladen war, sich dem Motto gemäß zu verkleiden. Und begeisterungsfähig wie alle im Chor immer sind, sind tatsächlich auch alle diesem Aufruf gefolgt und haben sich verkleidet. Alle? Nun ja...einer nicht. Das war leider ich. Zum einen fehlte mir dafür die tolle Verkleidungskiste, die wir früher zu Hause immer hatten, und zum anderen war ich meilenweit davon entfernt mir auch nur Gedanken über ein Kostüm machen zu können, geschweige denn die Zeit dafür zu haben es zu realisieren. Das war etwas schade, aber alle anderen hatten sich wahrlich viel Mühe gegeben. Entsprechend dem weitgefassten Motto war auch alles Mögliche vertreten: Von Mr. Spock über eine NASA-Mondrakete bis zu echten Weltstars konnte man jedes Kostüm finden. Wer kennt zum Beispiel diese schwedischen Legenden?
Jede Wette, dass die jemand errät.
Was sagt die ältere Generation meiner Leser?
Eine weitere schöne Sache an solch einem Gasque ist, dass trotz des vollen Programms und der Tatsache, dass natürlich wie immer gut und viel gegessen wird (da es schon hieß es ginge in meinem Blog immer nur um's Essen kommen jetzt hier mal ausnahmsweise keine Bilder dazu), wie auch bei anderen Gasques fleißig gesungen wird. Und glaubt mir, es ist wirklich etwas gaaanz anderes, ob 70 mäßig begabte Menschen ein Lied grölen oder weit über 200 geübte Chorstimmen ein die Melodie anstimmen. Da möchte man fast nicht mehr ohne.
Das alles ist aber noch nicht das wahre Highlight. Die Krönung des Abends ist nämlich ein Wettbewerb, der Kampf um die "Goldene Gabel" (möglichweise lautet die Korrekte Übersetzung auch "Goldene Stimmgabel", dass darf sich jeder selbst aussuchen). Da treten nämlich in einem erbarmungslosen Wettstreit alle Chöre gegeneinander an, wer das beste Lied auf die Bühne bringt. Dabei zählt neben stimmlicher Qualität auch der Gesamtauftritt samt Performance, und da lassen sich schon alle was richtig Gutes einfallen. Auch wir waren präpariert, mit einem Lied über den Östgöta-Dialekt - ähnlich schön und beliebt wie bei uns das Sächsische. Damit konnten wir seltsamerweise das Publikum in der Östgöta-Nation, wo das Ganze stattfand, nicht für uns begeistern. Zumindest den parteiischen Teil, alle anderen Chöre konnten herzhaft darüber lachen. Zum Sieg reichte es dennoch nicht, den holte sich - Ehre gerettet - aber immer der Männerchor meiner Nation (wir waren am zahlreichsten vertreten, mit Damen-, Herren- und gemischtem Chor). Unsere Männer rissen mit ihrem Auftritt vor allem das weibliche Publikum mit und wussten mit einem Medley der größten Hits der Backstreetsboys die Damenherzen zu schmelzen. Naja, sei's ihnen gegönnt, im Männerchor hat man was die Auswahl an Frauen angeht ja ein eher hartes Leben. ;-)
Übrigens das erste Mal, dass ich den Männerchor
ohne Frack gesehen habe.
Zwischen all dem Trubel blieb kaum Zeit sich mit seinen Sitznachbarinnen zu unterhalten. Ich hatte aber Glück dieses Mal, denn ich saß nur zwei Plätze weiter von unserem Dirigenten Henrik Larsson und konnte mich endlich mal länger mit ihm unterhalten. Dabei entstand auch dieses Foto.
Er ging übrigens als der schwedische (Ex-)Fußballationalspieler
Henrik Larsson... . Wie passend! :-)
Erwähnenswerter Weise war der Abend teilweise sehr deutschlastig. Mir gegenüber saß eine Halbdeutsche, ein Chor präsentierte ein Lied in Lederhosen und teilweise auf Deutsch (kaum zu verstehen, aber naja), und auch im Programm der Lieder die wir alle gemeinsam zum Essen gesungen war ein deutsches zu finden. Wer auch immer dieses Lied gesetzt hat schien jedoch nicht zu ahnen, wie sinnverändernd schon der Tausch von zwei Buchstaben sein kann.
Das Königslied.
Harmonische Grüße!
Hendrik
Donnerstag, 22. April 2010
Winter
Hallo zusammen,
dieses Bild erwartete mich, als ich heute Morgen aus dem Fenster schaute:
Aktueller Stand: Schneefall, und zwar in dicken, weißen Flocken, kein Schneeregen oder so. :-)
Viele Grüße aus Schweden.
Hendrik
dieses Bild erwartete mich, als ich heute Morgen aus dem Fenster schaute:
Aktueller Stand: Schneefall, und zwar in dicken, weißen Flocken, kein Schneeregen oder so. :-)
Viele Grüße aus Schweden.
Hendrik
Mittwoch, 14. April 2010
NKF
Geehrte Leser,
wie sicher die meisten von euch gemerkt haben (und sei es nur dadurch, dass sie nichts von mir gehört haben), gehört fehlende Arbeitsauslastung momentan nicht zu meinen primären Problemfeldern. Deshalb wird hier im Blog derzeit auch nur sehr spärlich geschrieben, obwohl es sicherlich jede Menge zu berichten gäbe. Heute ist es jedoch wieder einmal so weit, also leset gespannt. (Vielleicht wäre es eine Maßnahme den Eintrag zweimal zu lesen, dann kommt er euch wie zwei vor oder so.)
Schon einige Zeit her, aber chronologisch jetzt an der Reihe ist das Nationskörfestivalen (NKF), übersetzt Nationschorfestival. Dabei handelt es sich um eine recht große Veranstaltung, bei der (fast) alle Nationschöre (lies: Nations-chöre) bei einem Konzert auftreten. Mit diesem Versprechen lässt sich immerhin die Aula der Universität füllen und ein Eintrittsgeld von 10€ pro Person verdienen. Und die Aula der Uni ist nicht klein, dafür aber umso prächtiger!
Bei so vielen Chören ist natürlich volles und vor allem ein breites Programm geboten, von Klassik bis zu moderner Popmusik. Doch als wären viele einzelne Chöre noch nicht genug, gibt es auch noch einen großen Chor mit Mitgliedern aus allen Chören. Dieser wird immer (die Veranstaltung findet jedes Jahr statt) von einem - in Schweden - berühmten Dirigenten geleitet. Das funktioniert natürlich nicht aus dem Stehgreif, sondern zuvor gibt es drei dreistündige Proben. Leider war ich bei dem großen Chor nicht dabei, denn von der ersten Probe habe ich nicht erfahren, und bei der zweiten war ich aus anderen Gründen verhindert. Naja, und nur für die letzte Probe braucht man dem Stardirigenten vermutlich gar nicht erst kommen. Aber was soll ich sagen, diesem Chor zuzuhören war das vielleicht sogar noch größere Erlebnis. Geboten wurde Carl Orffs "Carmina Burana", was vermutlich selbst Leute mit mauer musikalischer Vorbildung kennen werden. Vielleicht nicht vom Namen her, aber die Musik. Ich glaube sie wird ihrer Dramatik wegen auch gerne mal in Filmtrailern benutzt. Hier der Teil aus "Oh Fortuna", den man kennen könnte (Banausen die nicht das Sitzfleisch für die vollen 5 Minuten haben spulen vor zu Minute 1:05 und hören sich wenigstens die folgende Minute an).
Der große Chor (nur ein Teil zu sehen, nach hinten kamen
noch jede Menge weitere Damen).
So etwas live und von guten Sängern zu hören (Instrumente waren auch dabei) ist wirklich ein großartiges Erlebnis!
Der große Chor kam anfangs und am Ende nochmal, und dazwischen - unterbrochen von einer Pause, da das Ganze über 2 Stunden ging - dann die anderen Chöre. Fast alle Chöre versuchten auch vom Outfit her Glanzpunkte zu setzen, was, naja, auch den meisten gelang.
Man beachte Tarzan, der offensichtliche Angst um seine
spärliche Bekleidung hatte (rutschte wohl ein wenig).
Es waren wirklich schöne Sachen dabei, die ich gerne wie auch den Auftritt des großen Chors hier hochladen würde. Dafür und schon für das vorherige Komprimieren der Videos fehlt mir aber gerade beim besten Willen die Zeit. Ihr müsst mir also alles so glauben. ;-)
Ziemlich gegen Ende kamen dann auch wir. Und sorgten schon vor Beginn des Liedes ("We are the world") für großes Aufsehen, was uns immerhin bis in die Zeitung gebracht hat. Wir selbst wussten erst gar nicht was los ist, denn unser Auftritt begann so, dass wir zu Beginn mit dem Rücken zum Publikum standen.
Noch bevor wir den ersten Ton gesungen hatten hörte man plötzlich gellende Schreie im Publikum (als würde die Decke einstürzen), gefolgt von einem lauten "Rumms" (laut, aber zum Glück nicht ganz so als würde die Decke einstürzen). Was war passiert? Henrik, unser Dirigent, hatte versucht den Deckel des Flügels ein wenig anzuheben. Doch dieser machte sich auf unerklärliche Weise flugs davon und stürzte von der Bühne, wo nicht weit entfernt die erste Reihe saß. Ich weiß nicht warum, aber es wurde glücklicherweise keiner verletzt. Von einem Flügeldeckel getroffen zu werden kann sicher böse Folgen haben. Dieses Ereignis animierte jedenfalls die lokale Zeitung "Upsala Nya Tidningen" (mit einem 'p') zu der Überschrift "Flügel bekam Flügel":
Wer sich die Mühe macht den Text durchzulesen wird unseren Chor auch namentlich erwähnt finden. Vielleicht erkennt man mich sogar auf dem Foto? Sieht so aus als hätte ich entsetzt die Hände vors Gesicht geschlagen.
Nun ja, die Aufmerksamkeit des Publikums war uns nach dieser Aktion trotz fortgeschrittener Dauer des Konzerts nun natürlich sicher, und trotz des Schrecks legten wir wie ich finde einen ziemlich guten Auftritt hin, bei dem das Publikum bei dem letzten Refrain sogar richtig mitsang und viele ihre Feuerzeuge schwenkten ("We are the world" kann man bei youtube nachhören, Feuerzeuge passen da gegen Ende sehr gut).
Die Männer beginnen in diesem Lied.
Im Zuge unsere ausgefeilten Choreographie schritten
die Damen im Verlauf des Liedes zwischen uns hindurch
und traten nach vorn (sind ja auch hübscher anzusehen).
Szene zeigt Ende des Auftritts.
War eine großartige Sache dieses Konzert, machte Spaß vor so vielen Leuten aufzutreten, aber auch für umsonst so viele gute Chöre singen zu hören.
Der Tag war damit noch lange nicht vorbei, aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal.
Bis dahin!
Hendrik
Sonntag, 28. März 2010
Der Chorauftritt
Verehrte Leserschaft,
in dem Versuch diesen Blog wieder ein wenig regelmäßiger zu beleben möchte ich euch heute von einem Auftritt unseres Chors, der zwar schon gut 2 Wochen zurückliegt, nichtsdestotrotz aber ein großer Erfolg war, berichten.
Es handelte sich dabei um einen der bezahlten Auftritte, die unser Chor auch macht. Zum einen treten wir natürlich bei Gelegenheiten wie dem Kulturgasque unserer Nation auf. Aber manchmal werden wir auch von Unternehmen eingeladen, und die bezahlen dann tatsächlich auch etwas. In diesem Fall war es ein Biotechnologieunternehmen, dass auf einem Schloss etwas außerhalb von Uppsala ein Festessen für Mitarbeiter und Lieblingskunden abhielt, und dafür eine angemessene Unterhaltung benötigte. Und offenbar hielt man uns für angemessen, denn der Redner kündigte uns als besten Chor Uppsalas an (gut, ob das nun stimmt sei mal dahingestellt). Die Lokalität habe ich im folgenden Bild mal versucht einzufangen (und keinen dummen Kommentar von Manu, dass man im Dunkeln keine Bilder machen kann ;-) ).
Man erkennt denke ich den langen, beleuchteten
Weg zum Landsitz/Schloss, das auch innen wirklich
äußerst luxuriös und komfortabel eingerichtet war.
Wir Sänger selbst kriegen von dem Geld direkt nichts, das wandert in die Chorkasse (in dem Fall glaube ich rund 200€). Aber es wurde die Busfahrt dorthin bezahlt, und wir haben dort von dem richtig, richtig guten Essen bekommen, das auch die Gesellschaft bekam.
Lamm
Der Auftritt war ein voller Erfolg mit großem Jubel, so dass wir sogar noch mal zurückkommen mussten und spontan ein weiteres Lied zum Besten gaben. Leider eines, das ich nicht sonderlich gut kannte, aber hat bestimmt keiner gemerkt. :-)
Damit ihr euch mal ein wenig vorstellen könnt, wie wir so sind, folgendes Video. Die Bildqualität ist zwar nicht so doll, etwas unscharf, so dass man die ganzen scharfen Jungs und Mädels aus dem Chor nicht so gut erkennt, aber es geht in diesem Fall ja eh mehr um das Akustische. :-)
Das Lied ist auf Französisch und heißt "Tourdion". Klingt schon nicht so schlecht, oder? :-)
Viele Grüße!
Hendrik
Freitag, 26. März 2010
Sprachlicher Fehltritt des Tages
Hallo Leute,
einige unter euch erinnern sich sicher noch, wie ich seinerzeit in Schweden dank meiner erbarmungswürdigen Englischkenntnisse einen meiner Korridormitbewohner versehentlich fragte wo man hier in Schweden Jungfrauen kaufen kann (gemeint war Essig, also vinegar statt virgin).
Nicht ganz so spektakulär, aber mir doch peinlich genug (dafür immerhin auf Schwedisch :-) ) war es heute beim Einkaufen. Ich fragte nach Schlössern, Vorhängeschlössern also, aber die (zweifelsohne nette) Angestellte wollte mich partout nicht verstehen. Leider wusste ich Vorhängeschloss nicht auf Englisch. Also habe ich es so gut wie es geht versucht auf Schwedisch zu umschreiben, weil sie von dem Wort das ich benutzte meinte sie hätten es nicht. Dabei war ich mir sicher, dass es sowas zu kaufen geben müsste. Nun ja, irgendwann hatte ich sie soweit und sie verriet mir auch das richtige Wort. Und während ich den von ihr beschriebenen Weg einschlug, wurde mir schlagartig bewusst: Ich hatte nach Locken gefragt. Nach Locken, um damit einen Schrank verschließen zu können. Naja. Das erklärt immerhin ihren etwas verwirrten Blick.
Viele Grüße.
Hendrik
einige unter euch erinnern sich sicher noch, wie ich seinerzeit in Schweden dank meiner erbarmungswürdigen Englischkenntnisse einen meiner Korridormitbewohner versehentlich fragte wo man hier in Schweden Jungfrauen kaufen kann (gemeint war Essig, also vinegar statt virgin).
Nicht ganz so spektakulär, aber mir doch peinlich genug (dafür immerhin auf Schwedisch :-) ) war es heute beim Einkaufen. Ich fragte nach Schlössern, Vorhängeschlössern also, aber die (zweifelsohne nette) Angestellte wollte mich partout nicht verstehen. Leider wusste ich Vorhängeschloss nicht auf Englisch. Also habe ich es so gut wie es geht versucht auf Schwedisch zu umschreiben, weil sie von dem Wort das ich benutzte meinte sie hätten es nicht. Dabei war ich mir sicher, dass es sowas zu kaufen geben müsste. Nun ja, irgendwann hatte ich sie soweit und sie verriet mir auch das richtige Wort. Und während ich den von ihr beschriebenen Weg einschlug, wurde mir schlagartig bewusst: Ich hatte nach Locken gefragt. Nach Locken, um damit einen Schrank verschließen zu können. Naja. Das erklärt immerhin ihren etwas verwirrten Blick.
Viele Grüße.
Hendrik
Sonntag, 21. März 2010
Das Chorwochenende
Liebe Leserinnen und Leser,
nun habt ihr wirklich hinreichend lange gewartet auf einen neuen Blogeintrag von mir. In den letzten Wochen hatte ich wirklich jede Menge zu tun, und eigentlich habe ich das immer noch. Aber bevor niemand mehr in diesen Blog schaut muss ich jetzt doch mal wieder was schreiben. Und zu berichten gibt es ja wahrlich genug. Heute sollt ihr beispielsweise erfahren wie es kam, dass ich einen ganzen Abend lang nur in Unterwäsche bekleidet an einer Festtafel saß. Leset gespannt... .
So war also vor nunmehr zwei Wochen das Chorwochenende. Wie die meisten von euch sicher wissen bin ich ja im Chor meiner Nation, und es ist ein ziemlich guter Chor. Das ist aber nicht der Hauptgrund, warum ich so gerne hingehe. Dies liegt daran, dass in diesem Chor einfach eine unglaublich gute Stimmung herrscht.
Im Chor haben sich alle lieb.
Alle sind immer gut gelaunt, man merkt wieviel Spaß alle am Singen haben und das sich im Prinzip alle untereinander gut verstehen. Dazu trägt beispielsweise der Dirigent Henrik bei, der immer gut gelaunt ist und einen witzigen Spruch auf den Lippen hat, aber auch, dass der Chor so gut organisiert ist. Man trifft sich nämlich nicht nur einfach einmal die Woche, singt und geht wieder nach Hause, und das jahrein jahraus. Stattdessen gibt es beispielsweise bei jeder Probe Fika, also die schwedische Kaffeepause. Das ist eine gute Gelegenheit, mit den anderen Chormitgliedern ins Gespräch zu kommen, wozu während der Probe wenig Möglichkeit besteht, wie leicht einzusehen ist. Dann passiert aber auch um die Chorproben herum sehr viel. Wir haben Auftritte bei Konzerten, bei Festen innerhalb und - da wir so gut sind :-) - auch außerhalb unserer Nation. Und weil wir dafür natürlich in Form sein müssen, aber auch weil wir so gerne Sachen gemeinsam machen, gibt es nun auch ein Chorwochenende pro Semester. Dazu fahren wir gemeinsam etwas außerhalb von Uppsala, in ein Haus mit Klavier, Küche und Übernachtungsmöglichkeit und proben was das Zeug hält. So auch vor zwei Wochen.
Es war wunderbares Wetter, und alles lag in tiefstem Schnee versunken. Es war wirklich herrlichstes Winterwetter.
Kaum angekommen, begannen wir direkt mit den Proben. Unsere Proben sind schon beim Einsingen etwas Besonderes, wie jeder der uns mal gehört hat bestätigen kann. Die einfachsten Übungen zum Warmmachen hören sich schon sehr schön an, sind aber gleichzeitig auch oft sehr lustig (nicht zuletzt ein Verdienst unseres Dirigenten). Das hört und sieht man.
Nach einem langen, langen Einsingen ging es dann weiter mit den "richtigen" Liedern. Wir üben sowohl für ein großes Konzert in der Universitätsaula nächstes Wochenende mit allen anderen Nationschören Uppsalas vor vielen hundert Zuschauern, als auch für ein eigenes Konzert im April. Ordentlich Programm also. Aber es macht ja großen Spaß, denn wir singen schöne Lieder, so dass man auch 5 Stunden Probe an einem Tag gut übersteht. Für unser eigenes Konzert, das "Disney-Konzert", haben wir jede Menge Lieder aus Disney-Filmen, zum Beispiel "König der Löwen" (Elton John, Circle of life) oder "Arielle". Beim Konzert in der Universitätsaula werden wir "We are the world" singen, inklusive Choreografie! :-)
Die 5-6 Stunden haben wir natürlich nicht durchgehend geprobt, sondern unterbrochen von "Fika"-Pausen.
Danach, am Abend, ging es aber erst so richtig los! Der Chor wäre nicht der Chor, wenn er nicht ein super Programm für den Abend organisiert hätte, zu dem nebenbei bemerkt jeder Einzelne beiträgt. Hier findet man es einfach lustiger, wenn sich jeder traut ein bisschen was für die allgemeine Unterhaltung zu tun, als wenn alle nur zusammensitzen, ohne dass etwas passiert. So wurden vorher alle in Gruppen eingeteilt, und zwar zu dem Oberthema "Olympische Sommerspiele". Es gab zum Beispiel die französischen Gewichtheber, die russischen Synchronschwimmerinnnen, und ich hatte das zweifelhafte Vergnügen der Gruppe "Rhythmische Sportgymnastik Lettland" zugewiesen zu werden. Nun sollte also jede Gruppe für den Abend ein Spex (ihr wisst schon, ein lustiger Beitrag in Form eines Liedes, Theaterstückes, Sketches,...) vorzubereiten. Damit war die Abendunterhaltung für unserer obligatorisches Festessen gesichert, mal gar nicht davon zu reden dass (wir sind in Schweden, wir sind im Chor) natürlich sehr viel gesungen wurde. Ich war in einer Gruppe mit vier Schwedinnen (und einem Schweden), und Frauen sind kreativ, das ist bekannt, und so beschlossen die Mädels unserem Beitrag durch enge schwarze Unterwäsche den nötigen Nachdruck und entsprechende Authentizität zu verleihen. Naja. Man fügte sich. Aus Praktikabilitätsgründen blieb uns nichts anderes übrig die Kleidung den gesamten Abend über anzuhaben, denn man weiß ja nicht wann man dran ist. Aber glaubt mir, neben Menschen mit Badeanzügen über der normalen Kleidung fühlt man sich nur noch halb so albern wie vielleicht unter normalen Umständen. Hier mal ein Eindruck von unserer mitreißenden Performance.
Überzeugend rhythmisch, gell? :-)
Aber so fantastisch wir sicherlich auf diesen Bildern rüberkommen, gewonnen haben doch die französischen Gewichtheber. Und das völlig zu recht, denn die Gruppe um "Jaque le Coque" war wirklich zum Brüllen komisch.
Und das fand nicht nur ich!
Es wurde folglich ein äußerst lebhafter und amüsanter Abend, zu dem auch einige noch als Solisten oder in verschiedenen Kleingruppen ihren Beitrag leisteten. Es ist einfach toll, wie engagiert alle sind, so etwas möglichst lustig zu gestalten. Nicht umsonst war der Chor einer der Gründe, so gerne wieder hierher zurück zu wollen. Wer das mal miterlebt hat, kann das verstehen.
Nach diesem bunten Abend ging es in die Sauna. Die Schweden lieben es zu saunieren, und so war eine Sauna im Keller ein wichtiger Faktor bei der Auswahl unserer Hütte. Zwischendurch sind die ganz Harten unter uns (oha, man höre und staune: Dazu gehörte auch ich!) hinaus in den Schnee gelaufen. Bei mir hat es allerdings nur dazu gereicht meine Füße in Eisklumpen zu verwandeln; im Schnee wälzen war mir dann doch zuviel des Guten.
Ja, so war das mit dem Chorwochenende. Und ich hoffe ich konnte mit diesem Eintrag (mit vieelen Bildern) auch die lauter werdenden Rufe nach neuen Blogeinträgen erst einmal besänftigen. ;-)
Viele Grüße!
Hendrik
Sonntag, 28. Februar 2010
Das Kulturgasque
Seid gegrüßt!
Nach den letzten, offenbar etwas schwerer verdaulichen (schließe das mal aus der Kommentarfrequenz) Beiträgen bezüglich der Uni gibt es heute mal wieder etwas aus dem Bereich "Freizeit" zu berichten. Gestern war nämlich das Kulturgasque, und wer war dabei um euch alles brühwarm zu berichten (und vielleicht auch ein bisschen weil es Spaß macht)? Richtig, ich. :-)
Das Besondere am Kulturgasque ist, dass ständig etwas passiert, und damit meine ich noch ständiger als sonst sowieso schon. Und es hat alles im weitesten Sinne mit Kultur zu tun, natürlich. Das beginnt schon damit, dass beim Sektempfang eine kleine Fotoausstellung (über den gemischten Chor) zu sehen war, eine 2-Mann-Band zur Unterhaltung beitrug und eine lustige kleine Fotostory auf einem Beamer lief.
Dann ging es in den großen Saal. Die Essensauswahl war dieses Mal sogar noch etwas feiner als sonst. Zur Vorspeise gab es beispielsweise Muscheln. In der Folge entdeckte der Autor dieses Textes seine Philie zu vegetarischem Essen; einen Wunsch, den die charmante Bedienung ohne Murren zu erfüllen wusste. Folglich wurde es für mich eine (ausgezeichnete!) Erbsensuppe.
Lecker Erbsensuppe
Im Vergleich zum letzten Gasque waren mir meine Tischnachbarn dieses Mal ungleich bekannter; die zur Rechten kannte ich noch von meinem letzten Aufenthalt in Uppsala, die zur Linken von einem Besuch 2008 und von einem Fest eines Bekannten letztens, und mir gegenüber saß meine Gastmutter. Haben uns gut verstanden übrigens. :-)
Das Programm war voll, und so gab es schon während der Erbsensuppe (ja ich weiß, dass das Robert und Judith wieder nicht gefallen wird ;-) ) eine kurze Einlage des Theaters. Sie haben ein sogenanntes "Spex" gespielt, ein Ausdruck den ich am besten gleich erkläre, weil er dieses Jahr vermutlich noch öfter fallen wird. Und zwar handelt es sich dabei um ein kurzes, lustiges Theaterstück, wenn man so will, wobei die Betonung mehr auf lustig als auf Theater liegt. In diesem Falle ging es um 4 Leute, die Brettspiel spielten, und wie sich das Ganze im schlechtesten Falle entwickelt wenn alle verschiedene Auffassungen vom Würfeln haben (Kippe, bei 6 nochmal würfeln?, Würfel fällt auf Boden: gilt der Wurf?,...kennt wohl jeder). War recht amüsant.
Spex
Ja, und dann kam auch schon das Highlight des Abends (meiner bescheidenen Meinung nach), nämlich der Auftritt des fantastischen, unvergleichlichen Västgöta-Chores (der gemischte, wohlgemerkt, in ständiger fruchtbarer Konkurrenz zum Männerchor). Die Darbietung war natürlich ein voller Erfolg, ein Genuss für Ohren und Augen.
Übrigens: Seht ihr - recht mittig hinter einer der blonden Damen - den charmanten und überaus attraktiven jungen Herrn in der zweiten Reihe? Ja? Daneben stehe ich. :-)
Immer noch keine Hauptspeise in Sicht, folgte schon bald die Rede des Ersten Kurators. Er hatte sich in einer ruhigen Minute wohl ein paar besondere Gedanken gemacht, jedenfalls ging es in der Rede im Wesentlichen um Laktose. Und ja, ich bin mir sehr, sehr sicher, dass ich keinem Übersetzungsfehler aufgesessen bin. Seht nur das Bild.
Mehr Toleranz für Laktoseintoleranz! Naja, warum auch nicht mal darüber reden?
Na, dann war es irgendwann soweit (nur ein paar Lieder später), die Hauptspeise wurde serviert, gemeinsam mit dem guten Rat auf Schrotkugeln zu achten. Es gab nämlich Wildente (bis hierhier war mir übrigens wieder eingefallen, doch kein Vegetarier zu sein), worüber vor allem die Gastmutter (zur Erinnerung in Personalunion auch Frau des Inspektors, was der Grund ihrer Anwesenheit war) ganz hin und weg war. Wild hatte sie nämlich bisher noch nicht in der Nation serviert bekommen. Und ich würde vermuten, sie hat schon einige Gasques hinter sich. Vielleicht sogar mehr als ich. ;-) Nun aber das Bild, ihr seid bestimmt schon ganz hungrig, äh neugierig.
Wildente auf Ratatouille an Bohnen und Pfifferlingen
Dann kam der Männerchor, keine Ahnung ob der sich vertraglich festschreiben lässt immer genau zum warmen Hauptgericht stören singen zu dürfen, aber auch dieses Mal war es wieder so. Immerhin konnten sie durch einen gelungenen Auftritt entschädigen. Und ich schien nebenbei der Einzige zu sein, der ein Joseph-Goebbels-Zitat für eine unangemessene Überleitung zu einem deutschen Lied (von dem ich kein Wort verstand) hielt. Aber naja.
Und dann haben wir auch wieder selber gesungen, von einem der schwungvollsten Lieder kann ich ein Bild präsentieren, das glaube ich recht erfolgreich die gute Stimmung einfängt, die so den Abend über herrscht.
Spaß wurde gehabt. :-)
Na, schon jemand unter euch der das gerne auch mal miterleben würde? :-)
Es folgten noch die Rede des Inspektors, ein weiterer Spex, und eine Kombo aus Klavierspieler und Jongliererin (oder wie heißt eine weibliche Person die jongliert?). Dann kam die Nachspeise, mmmhh war die lecker!
Weißes Schokoladen-Litschie-Mousse mit Chilikaramell (Olli!),
rotes Brombeerenparfait mit zartbittrer Schokolade. Oh ja!
Und es folgten Punsch (Likör) und Kaffee, und es wurde noch ein wenig gesungen, und es wurde sich wie üblich bei Küche und Bedienung mit einem Lied bedankt, und dann war dieser Teil des Abends beendet.
Es folgte Party mit 04-släpp, das heißt es wurden auch Leute ohne Anzug von draußen hereingelassen und mehr in eine Richtung gefeiert, die man auch aus Deutschland kennt (DJ, Bar und so, ne). Ich jedoch entdeckte die Reste meines Chors oben im ersten Stock in einem etwas abgeschiedenen Raum. Die zwei Jungs und eine nicht näher bestimmte Anzahl an Damen hatten sich dort oben die vergangenen drei Stunden seit dem Auftritt tapfer gehalten und hatten eine hübsche Unterhaltung im Gange. Da habe ich mich dann dazu gesetzt und wir haben noch viel Spaß gehabt. Und jetzt kommen wir zu einem wichtigen Punkt, wo ich tatsächlich mal euer Feedback brauche. Mich interessieren die Kommentare ja sonst schon immer brennend, aber dieses Mal ist es elementar wichtig, wenn ich mich bei der nächsten Chorprobe am Dienstag nicht blamieren will.
Und zwar brachte einer der Jungs das Thema Frauenparkplätze auf. Er wäre mal in Deutschland gewesen und hätte dort Parkplätze nur für Frauen besehen. Etwa 10 staunende, auf Widerspruch wartende Gesichter starrten mich an. "Nö na klar gibt es Frauenparkplätze bei uns, wieso hier etwa nicht?" erwiderte ich. Ungläubiges Kopfschütteln. Und dann prasselten haufenweise Fragen von allen Seiten auf mich herein: Warum gibt es Frauenparkplätze? Wo gibt es Frauenparkplätze? Gibt es die immer, und wenn ja wieviele (hunderte oder nur eine handvoll)? Woran erkennt man die? (Der Schwede meinte sie wären doppelt so breit gewesen, damit das Einparken auf jeden Fall klappt.) Wie kontrolliert man ob dort auch wirklich Frauen geparkt haben? (Der Schwede feilte weiter an seiner Beliebtheit mit der Aussage das wäre doch ganz klar, indem man schaut ob das Auto gerade in der Lücke steht oder nicht.) Wieviel kostet es Strafe, wenn man als Mann dort parkt? Was, wenn Mann und Frau gemeinsam kommen und die Frau einparkt, aber der Mann hinterher beim Wegfahren am Steuer sitzt? Wer hatte die Idee zu Frauenparkplätzen, und wann war das? Gibt es auch Männerparkplätze? Und immer wieder die Frage: Wofür gibt es die eigentlich?
Und ehrlich gesagt: Ich wusste es nicht. Alles andere schon nicht, aber vor allem nicht wofür eigentlich. Ich versuchte es über den Zugang mit Behindertenparkplätzen, aber das fand ich nicht befriedigend, und die Damen schon mal gleich gar nicht. Das einzige was ich zu dem Thema sagen konnte war, dass es an meiner Heimatuni direkt vor den Gebäuden einen ganzen Parkplatz nur für Frauen gibt.
Und jetzt kommt ihr ins Spiel: Irgendjemand einen blassen Schimmer, wofür das gut ist? Nicht, dass ich es den Frauen nicht gönne, aber eigentlich...? Ich habe das immer als selbstverständlich hingenommen, aber so einen richtigen Sinn, Frauen die nicht schwanger oder mit fertigen Kindern ausgestattet sind, zu bevorzugen, sehe ich eigentlich nicht. Es wird ja wohl nicht wegen dem oft unangepassten Schuhwerk der Damenwelt sein, schon gar nicht an der Uni. Ich bin völlig ahnungslos.
Gute Antworten (dazu zählen Antworten wie "Damit man Frauen gezielt aus dem Straßenverkehr ziehen kann.", und andere die meinen Status im Chor nachhaltig beschädigen, explizit nicht) bitte bis Montagabend, denn ich habe aus nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen zugesichert, am Dienstag vor Beginn der Chorprobe eine kurze klärende Ansage zu dem Thema zu machen.
In Erwartung vieler hilfreicher Kommentare!
Hendrik
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