Liebe Leserinnen und Leser,
nun habt ihr wirklich hinreichend lange gewartet auf einen neuen Blogeintrag von mir. In den letzten Wochen hatte ich wirklich jede Menge zu tun, und eigentlich habe ich das immer noch. Aber bevor niemand mehr in diesen Blog schaut muss ich jetzt doch mal wieder was schreiben. Und zu berichten gibt es ja wahrlich genug. Heute sollt ihr beispielsweise erfahren wie es kam, dass ich einen ganzen Abend lang nur in Unterwäsche bekleidet an einer Festtafel saß. Leset gespannt... .
So war also vor nunmehr zwei Wochen das Chorwochenende. Wie die meisten von euch sicher wissen bin ich ja im Chor meiner Nation, und es ist ein ziemlich guter Chor. Das ist aber nicht der Hauptgrund, warum ich so gerne hingehe. Dies liegt daran, dass in diesem Chor einfach eine unglaublich gute Stimmung herrscht.
Im Chor haben sich alle lieb.
Alle sind immer gut gelaunt, man merkt wieviel Spaß alle am Singen haben und das sich im Prinzip alle untereinander gut verstehen. Dazu trägt beispielsweise der Dirigent Henrik bei, der immer gut gelaunt ist und einen witzigen Spruch auf den Lippen hat, aber auch, dass der Chor so gut organisiert ist. Man trifft sich nämlich nicht nur einfach einmal die Woche, singt und geht wieder nach Hause, und das jahrein jahraus. Stattdessen gibt es beispielsweise bei jeder Probe Fika, also die schwedische Kaffeepause. Das ist eine gute Gelegenheit, mit den anderen Chormitgliedern ins Gespräch zu kommen, wozu während der Probe wenig Möglichkeit besteht, wie leicht einzusehen ist. Dann passiert aber auch um die Chorproben herum sehr viel. Wir haben Auftritte bei Konzerten, bei Festen innerhalb und - da wir so gut sind :-) - auch außerhalb unserer Nation. Und weil wir dafür natürlich in Form sein müssen, aber auch weil wir so gerne Sachen gemeinsam machen, gibt es nun auch ein Chorwochenende pro Semester. Dazu fahren wir gemeinsam etwas außerhalb von Uppsala, in ein Haus mit Klavier, Küche und Übernachtungsmöglichkeit und proben was das Zeug hält. So auch vor zwei Wochen.
Es war wunderbares Wetter, und alles lag in tiefstem Schnee versunken. Es war wirklich herrlichstes Winterwetter.
Kaum angekommen, begannen wir direkt mit den Proben. Unsere Proben sind schon beim Einsingen etwas Besonderes, wie jeder der uns mal gehört hat bestätigen kann. Die einfachsten Übungen zum Warmmachen hören sich schon sehr schön an, sind aber gleichzeitig auch oft sehr lustig (nicht zuletzt ein Verdienst unseres Dirigenten). Das hört und sieht man.

Nach einem langen, langen Einsingen ging es dann weiter mit den "richtigen" Liedern. Wir üben sowohl für ein großes Konzert in der Universitätsaula nächstes Wochenende mit allen anderen Nationschören Uppsalas vor vielen hundert Zuschauern, als auch für ein eigenes Konzert im April. Ordentlich Programm also. Aber es macht ja großen Spaß, denn wir singen schöne Lieder, so dass man auch 5 Stunden Probe an einem Tag gut übersteht. Für unser eigenes Konzert, das "Disney-Konzert", haben wir jede Menge Lieder aus Disney-Filmen, zum Beispiel "König der Löwen" (Elton John, Circle of life) oder "Arielle". Beim Konzert in der Universitätsaula werden wir "We are the world" singen, inklusive Choreografie! :-)
Die 5-6 Stunden haben wir natürlich nicht durchgehend geprobt, sondern unterbrochen von "Fika"-Pausen.

Danach, am Abend, ging es aber erst so richtig los! Der Chor wäre nicht der Chor, wenn er nicht ein super Programm für den Abend organisiert hätte, zu dem nebenbei bemerkt jeder Einzelne beiträgt. Hier findet man es einfach lustiger, wenn sich jeder traut ein bisschen was für die allgemeine Unterhaltung zu tun, als wenn alle nur zusammensitzen, ohne dass etwas passiert. So wurden vorher alle in Gruppen eingeteilt, und zwar zu dem Oberthema "Olympische Sommerspiele". Es gab zum Beispiel die französischen Gewichtheber, die russischen Synchronschwimmerinnnen, und ich hatte das zweifelhafte Vergnügen der Gruppe "Rhythmische Sportgymnastik Lettland" zugewiesen zu werden. Nun sollte also jede Gruppe für den Abend ein Spex (ihr wisst schon, ein lustiger Beitrag in Form eines Liedes, Theaterstückes, Sketches,...) vorzubereiten. Damit war die Abendunterhaltung für unserer obligatorisches Festessen gesichert, mal gar nicht davon zu reden dass (wir sind in Schweden, wir sind im Chor) natürlich sehr viel gesungen wurde. Ich war in einer Gruppe mit vier Schwedinnen (und einem Schweden), und Frauen sind kreativ, das ist bekannt, und so beschlossen die Mädels unserem Beitrag durch enge schwarze Unterwäsche den nötigen Nachdruck und entsprechende Authentizität zu verleihen. Naja. Man fügte sich. Aus Praktikabilitätsgründen blieb uns nichts anderes übrig die Kleidung den gesamten Abend über anzuhaben, denn man weiß ja nicht wann man dran ist. Aber glaubt mir, neben Menschen mit Badeanzügen über der normalen Kleidung fühlt man sich nur noch halb so albern wie vielleicht unter normalen Umständen. Hier mal ein Eindruck von unserer mitreißenden Performance.


Überzeugend rhythmisch, gell? :-)
Aber so fantastisch wir sicherlich auf diesen Bildern rüberkommen, gewonnen haben doch die französischen Gewichtheber. Und das völlig zu recht, denn die Gruppe um "Jaque le Coque" war wirklich zum Brüllen komisch.
Und das fand nicht nur ich!
Es wurde folglich ein äußerst lebhafter und amüsanter Abend, zu dem auch einige noch als Solisten oder in verschiedenen Kleingruppen ihren Beitrag leisteten. Es ist einfach toll, wie engagiert alle sind, so etwas möglichst lustig zu gestalten. Nicht umsonst war der Chor einer der Gründe, so gerne wieder hierher zurück zu wollen. Wer das mal miterlebt hat, kann das verstehen.
Nach diesem bunten Abend ging es in die Sauna. Die Schweden lieben es zu saunieren, und so war eine Sauna im Keller ein wichtiger Faktor bei der Auswahl unserer Hütte. Zwischendurch sind die ganz Harten unter uns (oha, man höre und staune: Dazu gehörte auch ich!) hinaus in den Schnee gelaufen. Bei mir hat es allerdings nur dazu gereicht meine Füße in Eisklumpen zu verwandeln; im Schnee wälzen war mir dann doch zuviel des Guten.
Ja, so war das mit dem Chorwochenende. Und ich hoffe ich konnte mit diesem Eintrag (mit vieelen Bildern) auch die lauter werdenden Rufe nach neuen Blogeinträgen erst einmal besänftigen. ;-)
Viele Grüße!
Hendrik