Dem aufmerksamen Leser meines Blog wird nicht entgangen sein, dass ich beim vorletzten Eintrag eine nebulöse Andeutung gemacht habe, der Tag wäre nach dem großen Konzert mit Flügelabgang noch lange nicht vorbei gewesen. Den Abend werde ich jetzt nachreichen.
Der für die Chöre so richtig spaßige Teil kam - so schön das Konzert auch war - nämlich im Verborgenen erst abends. Da war nämlich das große Gasque der Chöre. Gar nicht so einfach dort reinzukommen, es gab nämlich deutlich mehr Anwärter auf die raren Plätze als selbige vorhanden waren. Dennoch gelang es mir nach einigem Hin und Her, Zittern und Bangen, und durch Anwendung hier nicht näher beschriebener Tricks mich in diese Veranstaltung hineinzuschmuggeln.
Das NKF-Gasque ist ein ganz besonderes Gasque. (Kann es sein dass ich das bei jedem Gasque behaupte? Egal, hier triftt es ganz sicher zu!) Denn da nur Chormitglieder dort sind, herrscht eine besondere Stimmung, alle verbindet schließlicht etwas, was auch den Gesprächseinstieg mit den Sitznachbarn sehr vereinfacht. Außerdem neigen Chöre dazu, ein besonders tolles Rahmenprogramm bei all ihren Veranstaltungen (Chorwochenende, Gasque, Ball,...) aufzufahren und zu organisieren, so dass es an Ablenkung wahrlich nicht fehlt. So hatte dieses Gasque auch ein Motto, und zwar das Motto "Das Gesicht zu den Sternen", um mal mein holpriges Schwedisch zu bemühen. Dies bedeutete, dass der ganze Abend immer wieder bezug auf dieses - zugegebenermaßen sehr freie - Motto nahm, vor allem aber jeder dazu eingeladen war, sich dem Motto gemäß zu verkleiden. Und begeisterungsfähig wie alle im Chor immer sind, sind tatsächlich auch alle diesem Aufruf gefolgt und haben sich verkleidet. Alle? Nun ja...einer nicht. Das war leider ich. Zum einen fehlte mir dafür die tolle Verkleidungskiste, die wir früher zu Hause immer hatten, und zum anderen war ich meilenweit davon entfernt mir auch nur Gedanken über ein Kostüm machen zu können, geschweige denn die Zeit dafür zu haben es zu realisieren. Das war etwas schade, aber alle anderen hatten sich wahrlich viel Mühe gegeben. Entsprechend dem weitgefassten Motto war auch alles Mögliche vertreten: Von Mr. Spock über eine NASA-Mondrakete bis zu echten Weltstars konnte man jedes Kostüm finden. Wer kennt zum Beispiel diese schwedischen Legenden?
Jede Wette, dass die jemand errät.
Was sagt die ältere Generation meiner Leser?
Eine weitere schöne Sache an solch einem Gasque ist, dass trotz des vollen Programms und der Tatsache, dass natürlich wie immer gut und viel gegessen wird (da es schon hieß es ginge in meinem Blog immer nur um's Essen kommen jetzt hier mal ausnahmsweise keine Bilder dazu), wie auch bei anderen Gasques fleißig gesungen wird. Und glaubt mir, es ist wirklich etwas gaaanz anderes, ob 70 mäßig begabte Menschen ein Lied grölen oder weit über 200 geübte Chorstimmen ein die Melodie anstimmen. Da möchte man fast nicht mehr ohne.
Das alles ist aber noch nicht das wahre Highlight. Die Krönung des Abends ist nämlich ein Wettbewerb, der Kampf um die "Goldene Gabel" (möglichweise lautet die Korrekte Übersetzung auch "Goldene Stimmgabel", dass darf sich jeder selbst aussuchen). Da treten nämlich in einem erbarmungslosen Wettstreit alle Chöre gegeneinander an, wer das beste Lied auf die Bühne bringt. Dabei zählt neben stimmlicher Qualität auch der Gesamtauftritt samt Performance, und da lassen sich schon alle was richtig Gutes einfallen. Auch wir waren präpariert, mit einem Lied über den Östgöta-Dialekt - ähnlich schön und beliebt wie bei uns das Sächsische. Damit konnten wir seltsamerweise das Publikum in der Östgöta-Nation, wo das Ganze stattfand, nicht für uns begeistern. Zumindest den parteiischen Teil, alle anderen Chöre konnten herzhaft darüber lachen. Zum Sieg reichte es dennoch nicht, den holte sich - Ehre gerettet - aber immer der Männerchor meiner Nation (wir waren am zahlreichsten vertreten, mit Damen-, Herren- und gemischtem Chor). Unsere Männer rissen mit ihrem Auftritt vor allem das weibliche Publikum mit und wussten mit einem Medley der größten Hits der Backstreetsboys die Damenherzen zu schmelzen. Naja, sei's ihnen gegönnt, im Männerchor hat man was die Auswahl an Frauen angeht ja ein eher hartes Leben. ;-)
Übrigens das erste Mal, dass ich den Männerchor
ohne Frack gesehen habe.
Zwischen all dem Trubel blieb kaum Zeit sich mit seinen Sitznachbarinnen zu unterhalten. Ich hatte aber Glück dieses Mal, denn ich saß nur zwei Plätze weiter von unserem Dirigenten Henrik Larsson und konnte mich endlich mal länger mit ihm unterhalten. Dabei entstand auch dieses Foto.
Er ging übrigens als der schwedische (Ex-)Fußballationalspieler
Henrik Larsson... . Wie passend! :-)
Erwähnenswerter Weise war der Abend teilweise sehr deutschlastig. Mir gegenüber saß eine Halbdeutsche, ein Chor präsentierte ein Lied in Lederhosen und teilweise auf Deutsch (kaum zu verstehen, aber naja), und auch im Programm der Lieder die wir alle gemeinsam zum Essen gesungen war ein deutsches zu finden. Wer auch immer dieses Lied gesetzt hat schien jedoch nicht zu ahnen, wie sinnverändernd schon der Tausch von zwei Buchstaben sein kann.
Das Königslied.
Harmonische Grüße!
Hendrik