Sonntag, 28. Februar 2010

Das Kulturgasque

Seid gegrüßt!

Nach den letzten, offenbar etwas schwerer verdaulichen (schließe das mal aus der Kommentarfrequenz) Beiträgen bezüglich der Uni gibt es heute mal wieder etwas aus dem Bereich "Freizeit" zu berichten. Gestern war nämlich das Kulturgasque, und wer war dabei um euch alles brühwarm zu berichten (und vielleicht auch ein bisschen weil es Spaß macht)? Richtig, ich. :-)

Das Besondere am Kulturgasque ist, dass ständig etwas passiert, und damit meine ich noch ständiger als sonst sowieso schon. Und es hat alles im weitesten Sinne mit Kultur zu tun, natürlich. Das beginnt schon damit, dass beim Sektempfang eine kleine Fotoausstellung (über den gemischten Chor) zu sehen war, eine 2-Mann-Band zur Unterhaltung beitrug und eine lustige kleine Fotostory auf einem Beamer lief. 
Dann ging es in den großen Saal. Die Essensauswahl war dieses Mal sogar noch etwas feiner als sonst. Zur Vorspeise gab es beispielsweise Muscheln. In der Folge entdeckte der Autor dieses Textes seine Philie zu vegetarischem Essen; einen Wunsch, den die charmante Bedienung ohne Murren zu erfüllen wusste. Folglich wurde es für mich eine (ausgezeichnete!) Erbsensuppe.

Lecker Erbsensuppe

Im Vergleich zum letzten Gasque waren mir meine Tischnachbarn dieses Mal ungleich bekannter; die zur Rechten kannte ich noch von meinem letzten Aufenthalt in Uppsala, die zur Linken von einem Besuch 2008 und von einem Fest eines Bekannten letztens, und mir gegenüber saß meine Gastmutter. Haben uns gut verstanden übrigens. :-)

Das Programm war voll, und so gab es schon während der Erbsensuppe (ja ich weiß, dass das Robert und Judith wieder nicht gefallen wird ;-) ) eine kurze Einlage des Theaters. Sie haben ein sogenanntes "Spex" gespielt, ein Ausdruck den ich am besten gleich erkläre, weil er dieses Jahr vermutlich noch öfter fallen wird. Und zwar handelt es sich dabei um ein kurzes, lustiges Theaterstück, wenn man so will, wobei die Betonung mehr auf lustig als auf Theater liegt. In diesem Falle ging es um 4 Leute, die Brettspiel spielten, und wie sich das Ganze im schlechtesten Falle entwickelt wenn alle verschiedene Auffassungen vom Würfeln haben (Kippe, bei 6 nochmal würfeln?, Würfel fällt auf Boden: gilt der Wurf?,...kennt wohl jeder). War recht amüsant.

 
Spex

Ja, und dann kam auch schon das Highlight des Abends (meiner bescheidenen Meinung nach), nämlich der Auftritt des fantastischen, unvergleichlichen Västgöta-Chores (der gemischte, wohlgemerkt, in ständiger fruchtbarer Konkurrenz zum Männerchor). Die Darbietung war natürlich ein voller Erfolg, ein Genuss für Ohren und Augen.


 Übrigens: Seht ihr - recht mittig hinter einer der blonden Damen - den  charmanten und  überaus attraktiven jungen Herrn in der zweiten Reihe? Ja?  Daneben stehe ich. :-)

Immer noch keine Hauptspeise in Sicht, folgte schon bald die Rede des Ersten Kurators. Er hatte sich in einer ruhigen Minute wohl ein paar besondere Gedanken gemacht, jedenfalls ging es in der Rede im Wesentlichen um Laktose. Und ja, ich bin mir sehr, sehr sicher, dass ich keinem Übersetzungsfehler aufgesessen bin. Seht nur das Bild.

 
Mehr Toleranz für Laktoseintoleranz! Naja, warum auch nicht mal darüber reden?

Na, dann war es irgendwann soweit (nur ein paar Lieder später), die Hauptspeise wurde serviert, gemeinsam mit dem guten Rat auf Schrotkugeln zu achten. Es gab nämlich Wildente (bis hierhier war mir übrigens wieder eingefallen, doch kein Vegetarier zu sein), worüber vor allem die Gastmutter (zur Erinnerung in Personalunion auch Frau des Inspektors, was der Grund ihrer Anwesenheit war) ganz hin und weg war. Wild hatte sie nämlich bisher noch nicht in der Nation serviert bekommen. Und ich würde vermuten, sie hat schon einige Gasques hinter sich. Vielleicht sogar mehr als ich. ;-) Nun aber das Bild, ihr seid bestimmt schon ganz hungrig, äh neugierig.

Wildente auf Ratatouille an Bohnen und Pfifferlingen

Dann kam der Männerchor, keine Ahnung ob der sich vertraglich festschreiben lässt immer genau zum warmen Hauptgericht stören singen zu dürfen, aber auch dieses Mal war es wieder so. Immerhin konnten sie durch einen gelungenen Auftritt entschädigen. Und ich schien nebenbei der Einzige zu sein, der ein Joseph-Goebbels-Zitat für eine unangemessene Überleitung zu einem deutschen Lied (von dem ich kein Wort verstand) hielt. Aber naja. 

Und dann haben wir auch wieder selber gesungen, von einem der schwungvollsten Lieder kann ich ein Bild präsentieren, das glaube ich recht erfolgreich die gute Stimmung einfängt, die so den Abend über herrscht.

 
Spaß wurde gehabt. :-)

Na, schon jemand unter euch der das gerne auch mal miterleben würde? :-)

Es folgten noch die Rede des Inspektors, ein weiterer Spex, und eine Kombo aus Klavierspieler und Jongliererin (oder wie heißt eine weibliche Person die jongliert?). Dann kam die Nachspeise, mmmhh war die lecker! 

 
Weißes Schokoladen-Litschie-Mousse mit Chilikaramell (Olli!), 
rotes Brombeerenparfait mit zartbittrer Schokolade. Oh ja!

Und es folgten Punsch (Likör) und Kaffee, und es wurde noch ein wenig gesungen, und es wurde sich wie üblich bei Küche und Bedienung mit einem Lied bedankt, und dann war dieser Teil des Abends beendet.

Es folgte Party mit 04-släpp, das heißt es wurden auch Leute ohne Anzug von draußen hereingelassen und mehr in eine Richtung gefeiert, die man auch aus Deutschland kennt (DJ, Bar und so, ne).  Ich jedoch entdeckte die Reste meines Chors oben im ersten Stock in einem etwas abgeschiedenen Raum. Die zwei Jungs und eine nicht näher bestimmte Anzahl an Damen hatten sich dort oben die vergangenen drei Stunden seit dem Auftritt tapfer gehalten und hatten eine hübsche Unterhaltung im Gange. Da habe ich mich dann dazu gesetzt und wir haben noch viel Spaß gehabt. Und jetzt kommen wir zu einem wichtigen Punkt, wo ich tatsächlich mal euer Feedback brauche. Mich interessieren die Kommentare ja sonst schon immer brennend, aber dieses Mal ist es elementar wichtig, wenn ich mich bei der nächsten Chorprobe am Dienstag nicht blamieren will.
Und zwar brachte einer der Jungs das Thema Frauenparkplätze auf. Er wäre mal in Deutschland gewesen und hätte dort Parkplätze nur für Frauen besehen. Etwa 10 staunende, auf Widerspruch wartende Gesichter starrten mich an. "Nö na klar gibt es Frauenparkplätze bei uns, wieso hier etwa nicht?" erwiderte ich. Ungläubiges Kopfschütteln. Und dann prasselten haufenweise Fragen von allen Seiten auf mich herein: Warum gibt es Frauenparkplätze? Wo gibt es Frauenparkplätze? Gibt es die immer, und wenn ja wieviele (hunderte oder nur eine handvoll)? Woran erkennt man die? (Der Schwede meinte sie wären doppelt so breit gewesen, damit das Einparken auf jeden Fall klappt.) Wie kontrolliert man ob dort auch wirklich Frauen geparkt haben? (Der Schwede feilte weiter an seiner Beliebtheit mit der Aussage das wäre doch ganz klar, indem man schaut ob das Auto gerade in der Lücke steht oder nicht.) Wieviel kostet es Strafe, wenn man als Mann dort parkt? Was, wenn Mann und Frau gemeinsam kommen und die Frau einparkt, aber der Mann hinterher beim Wegfahren am Steuer sitzt? Wer hatte die Idee zu Frauenparkplätzen, und wann war das? Gibt es auch Männerparkplätze? Und immer wieder die Frage: Wofür gibt es die eigentlich?
Und ehrlich gesagt: Ich wusste es nicht. Alles andere schon nicht, aber vor allem nicht wofür eigentlich. Ich versuchte es über den Zugang mit Behindertenparkplätzen, aber das fand ich nicht befriedigend, und die Damen schon mal gleich gar nicht. Das einzige was ich zu dem Thema sagen konnte war, dass es an meiner Heimatuni direkt vor den Gebäuden einen ganzen Parkplatz nur für Frauen gibt.
Und jetzt kommt ihr ins Spiel: Irgendjemand einen blassen Schimmer, wofür das gut ist? Nicht, dass ich es den Frauen nicht gönne, aber eigentlich...? Ich habe das immer als selbstverständlich hingenommen, aber so einen richtigen Sinn, Frauen die nicht schwanger oder mit fertigen Kindern ausgestattet sind, zu bevorzugen, sehe ich eigentlich nicht. Es wird ja wohl nicht wegen dem oft unangepassten Schuhwerk der Damenwelt sein, schon gar nicht an der Uni. Ich bin völlig ahnungslos.

Gute Antworten (dazu zählen Antworten wie "Damit man Frauen gezielt aus dem Straßenverkehr ziehen kann.", und andere die meinen Status im Chor nachhaltig beschädigen, explizit nicht) bitte bis Montagabend, denn ich habe aus nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen zugesichert, am Dienstag vor Beginn der Chorprobe eine kurze klärende Ansage zu dem Thema zu machen.

In Erwartung vieler hilfreicher Kommentare!

Hendrik

Freitag, 26. Februar 2010

Endlich sputtern

Hallo versammelte Freunde der Vakuumpumpen und Sputteranlagen,

vielleicht etwas überraschend gibt es jetzt schon Neuigkeiten zu meinem Dasein als Experimentalphysiker. Ich hatte euch ja von den 2 Wochen erzählt, die die reparierte Vakuumpumpe jeweils braucht bis sie bei uns sein soll. Die 2 Wochen waren heute mal wieder um, und war die Pumpe da? Natürlich nicht. (Jetzt heißt es übrigens nicht mehr "in zwei Wochen", sondern "am Montag", aber das ändert natürlich nichts an der Grundsätzlichkeit, solange sich die Zeitangabe nicht auf die Vergangenheit ("seit gestern" zum Beispiel) bezieht.) Schon Anfang dieser Woche hatte mich Tomas jedoch vor die Wahl gestellt, ob ich auf die Pumpe warten möchte oder ob wir eine weniger leistungsfähige Pumpe, die aber immerhin vorhanden ist ("rumvagabundiert", ihr erinnert euch), installieren wollen. Es wäre zwar einen Nachmittag Arbeit mit der Installation, und das nur für 3 Tage Sputtern, aber wenn erst mal die richtige Pumpe da ist hat auch zunächst jemand anders das Vorrecht, weil er schon länger (noch länger sollte man sagen) darauf wartet. Für mich wären das dann weitere 1-2 Wochen warten. Na ratet mal, wie ich mich entschieden habe. :-)
Montagnachmittag haben wir dann also die weniger leistungsstarke Pumpe installiert. Mit deren Hilfe sollte ich dann von Dienstag bis Donnerstag sputtern. Das war zufälligerweise auch der Zeitraum, in dem mein Betreuer und Sputterexperte Tomas nicht da (sondern in Deutschland) ist (Tomas ist super in Sputtern, Lotten ist super in Solarzellen, so die grobe Aufteilung). Glücklicherweise fand sich aber jemand anderes (der mit dem Sputter-Vorrecht), der sich auf Tomas' Ansuchen hin einen ganzen Vormittag Zeit nahm, mir die Funktion der Anlage zu erklären. Ich habe mir alles fein säuberlich notiert, und dann folgten drei Tage harter Arbeit mit vieeel Sputtern. Ich habe alles gegeben. :-) Was Lotten und mir nur so eingefallen ist an verschiedenen Variationen habe ich gesputtert, hoch und runter, hin und her. War fleißig also. War richtig stolz! Heute kam dann Tomas wieder - und hat alles kaputt gemacht. Und das ging so:

Tomas und ich unterhielten uns heute Morgen darüber, wie es bei mir gelaufen ist (Tomas war schon ganz gespannt, er hatte mir sogar Mails aus Deutschland geschrieben und versucht mich anzurufen). Er erzählte mir auch, dass er sich schon zuvor mit Lotten unterhalten hatte, und immer wenn er etwas gemeint hatte was ich noch hätte sputtern können hätte Lotten gesagt "Hat Hendrik schon.". Klein-Hendrik lief also mit doch etwas vor stolz geschwellter Brust durch den Korridor. Klein-Hendrik ersuchte Groß-Tomas, ihm seine fantastischen Messaufzeichnungen präsentieren zu dürfen und eilte sogleich, ihm diese eifrig zu präsentieren. Groß-Tomas brauchte nur einen Blick auf die Aufzeichnungen um 3 Tage harter Arbeit für fast wertlos zu erklären. Und zwar ist es so, dass wir beim Sputtern zwei sogenannte "Targets" haben. Diese Quellen - eine aus Kupfer und Zinn, die andere aus Zink - werden mit Ionen beschossen, dabei lösen sich die Atome und setzen sich auf der Glas- oder Siliziumscheibe, die man vorher in die Anlage gelegt hat, ab. Und schon hat man eine dünne Schicht aus Kupfer, Zinn und Zink. Wichtig ist dabei das Verhältnis der Atomsorten zueinander, nämlich 2:1:1. Und genau dabei haben Lotten und ich in einer schneller Überschlagsrechnung im Reinraum auf einem Reinraumputztuch einen fatalen Fehler gemacht. (Zugegeben, der Fehler war nicht so leicht zu sehen wie es jetzt wirkt, Tomas war sich zunächst auch nicht sicher, und es folgte eine viertelstündige Diskussion mit Lotten und anschließend eine etwa halbstündige Denkarbeit und Rechnung von mir.) Und so kam es, dass ich volle drei Tage lang systematisch nur ein Drittel der gewünschten Kupfer/Zinn-Menge aufgesputtert hatte. Dadurch sind die gemachten Proben, naja, vielleicht nicht völlig unbrauchbar, aber es wird wohl kaum eine dabei sein aus der sich mal wirklich eine funktionierende Solarzelle herstellen lässt. Und das war noch nicht alles.

Da die reparierte Pumpe noch nicht da war (Überraschung!), konnte ich ja im Prinzip wenn ich wollte heute noch den gesamten Nachmittag sputtern, um wenigstens ein paar Proben in dem (nun neu berechneten) richtigen Verhältnis zu erlangen. Dazu war ich natürlich bereit. Also wieder in den Reinraum, die Geräte angeworfen (Routine habe ich jetzt ja immerhin), und losgesputtert. Dann kam Tomas mal vorbei, obwohl er eigentlich nicht viel Zeit hatte (wenn man drei Tage nicht da ist fällt vermutlich einiges an). "Oh, du fängst mit 300 Watt Leistung an?", fragte er, nachdem wir zuvor 400 Watt abgesprochen hatten. Nein, eigentlich nicht, aber er hatte recht, der Computer zeigte das an. Dabei hätte ich schwören können, dass noch Sekunden bevor Tomas den Raum betrat 400 Watt dort standen. Jetzt sah es so aus, als würde ich seine Hinweise nicht befolgen. Aber nur kurz. Denn dann stellte sich heraus: Der Computer zeigte falsche Sachen an, einfach mal so, wie man über eine Kontrolle mit dem Gerät selbst (das eine Digitalanzeige hat) feststellen konnte. Tja. Keine Ahnung, wie oft das in den letzten Tagen schon passiert ist, aber ich kann mich an wenigstens ein Mal erinnern, wo plötzlich keine Leistung (0 Watt) angezeigt war, obwohl ich mir sicher war welche eingestellt zu haben. Ich habe das dann auf Nachlässigkeit meinerseits geschoben, aber muss wohl auch ein Anzeigefehler gewesen sein. Die Probe war dann dahin (denn es ist ein komplizierter Prozess, das Sputtern, da kann man nicht einfach so an- und ausschalten).

Nachdem wir das hatten, schlenderte Tomas zu der Sputteranlage selbst und schaute mal durch das Sichtfenster. "Äh, Hendrik... .". O weia, die nächste schlechte Nachricht. Der "Shutter", eine Klappe mit der man die Probe vor und nach dem Sputtern vor dem Auftrag von Materialien schützt (ist schneller und effektiver als die Quellen ("Targets") nach und nach auszuschalten), machte bei weitem nicht das, was sie sollte und der Computer behauptete dass sie es tat. Sie war nämlich weder im geschlossenen Zustand zu, noch im offenen offen, sondern immer nur so halb, beim "geschlossenen" Zustand sogar noch etwas offener als im "offenen". Wie lange das schon so war? Keiner weiß es. Vielleicht habe ich drei Tage lang mit defekterm Shutter gearbeitet (lustigerweise stand er genau so, dass er die Kupfer/Zinn-Quelle verdeckte, also dem Material, von dem ich sowieso schon dreifach zu wenig gesputtert habe), vielleicht war es aber auch erst seit heute defekt. Es zu richten war überhaupt kein Problem, dazu brauchte Tomas 2-3 Sekunden, aber dadurch dass keiner weiß wie lange das schon so ist, ist die gesamte Kalibrierung im Prinzip dahin. Schwierig, es genauer zu erklären, aber zusammenfassend für euch: Das ist mindestens so schlecht wie es sich anhört.

Immerhin, kann man auf der Positiv-Seite vermerken, hat Tomas es heute gemerkt im Wesentlichen bevor ich mit der neuen Sputterserie angefangen habe (eine Probe war schon falsch, aber das geht noch). Außerdem waren die gemachten Fehler immerhin nicht allein meine Fehler bzw. Dinge, die ich einfach nicht wissen oder erahnen konnte, wie auch Tomas mit ein wenig mitleidvollem Blick noch mal sagte. Und Montag kann ich weitersputtern, weil erstens die reparierte Pumpe auch abends noch eingebaut werden kann, und sie zweitens meinem Vermuten nach sowieso nicht kommt. Das bedeutet zwar noch eine Menge mehr Arbeit, aber immerhin weiß ich jetzt einiges mehr. Wenn nur Tomas nicht gemeint hätte: "So ist es immer, und immer wenn man glaubt man hätte jetzt alles im Griff und wüsste worauf man achten muss, gibt es immer noch 1-2 Sachen, die falsch laufen.". Aber Tomas meinte auch: "Wir sollten darüber lachen, denn sonst müssten wir weinen, und das hilft auch nichts.".

In diesem Sinne. :-)

Hendrik

Sonntag, 21. Februar 2010

Mein Mittagessen

Hallo Leute,

da ich heute im Prinzip den ganzen Tag in der Küche gestanden habe und außerdem Verlautbarungen kamen, ich würde zu wenig über's Essen schreiben, kann ich ja hier mal kurz was zum Thema Mensa loswerden.

So eine richtige Mensa wie man es in Deutschland kennt gibt es in Uppsala leider nicht. Im Physikgebäude selber ist etwas, dass ich eher Kiosk nennen würde. Dort gibt es zwar neben Süßigkeiten, Kuchen und belegten Brötchen auch so eine Art Mittagessen, aber neben den 6-7€ die das kostet haben mich auch die Warnungen meiner Gruppenkollegen davon abgehalten, davon zu probieren. Es soll wirklich unterirdisch schmecken. Was wohl essbar ist, ist der abgepackte Salat für nur lauschige 6€.

Alternative ist eine Art Studentenrestaurant/Mensa in einem anderen Gebäude. Muss man ein Stück hinlaufen. Dort gibt es sogar eine Auswahl an 4 Gerichten. Die Bedienung ist so ähnlich wie beim Wahlessen in der Mensa, der Preis jedoch nicht. 6,50€ kostet der Spaß, immerhin ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als der oben genannte Salat. Denn immerhin kann man sich hier noch zusätzlich selbst Salat nehmen, und das ist eine ganz ordentliche Portion, man wird also auch satt. Qualität und Geschmack entsprechen Mensa-Niveau. Ich gehe so einmal die Woche dorthin. Ginge man öfter, so könnte man sich auch "Rabatt"-Coupons kaufen. Die Anführungszeichen deshalb, weil 10 Stück 65€ kosten, also genauso viel wie die einzelnen Mahlzeiten zusammen. Aber dafür darf man sich dann zusätzlich noch ein trockenes Brötchen oder ein Stück Obst sowie ein Getränk nehmen. Ist finde ich aber jetzt nicht so der Riesenanreiz.

Dritte Alternative, und die wähle ich zumeist, ist sich das Essen zu Hause vorzukochen und dort in der Küche unseres Korridors in der Mikrowelle aufzuwärmen. Und das ist gar nicht so unüblich wie man meinen sollte. Ich würde sagen, dass je nach dem ungefähr ein Drittel der Leute davon Gebrauch macht. Man ist also keinesfalls allein. Dort schnappe ich dann auch immer die interessanten Chinesen-Geschichten auf. ;-)
Das ist also eine günstige und nach je nach Kochkunst auch schmackhafte Alternative zu gekauftem Essen, hat aber natürlich den Nachteil, dass ich entweder abends oder am Wochenende jede Menge vorkochen muss. Doch man darf auch nicht vernachlässigen, dass man so Kontrolle über die Qualität des Essens hat.

Viele Grüße.

Hendrik

Mittwoch, 17. Februar 2010

Die Pumpe

Hallo an alle Leser!

Vielleicht ist es an der Zeit, mal wieder ein kurzes Update über mein Studium rauszubringen. Denn auch wenn ich euch nichts Dramatisches vorenthalten habe, so soll ja trotzdem nicht der Eindruck entstehen ich wäre von meinem eigentlichen Ziel hier abgekommen. Doch so ist es nicht. Immerhin ist es mir in meiner Zeit hier schon gelungen, eine neue Naturkonstante zu entdecken. Und so etwas bleibt wohl nur wenigen Menschen in ihrem Leben vorbehalten. Die meine heißt Pv und hat einen Wert von genau 2 Wochen. Es ist die sogenannten "Vakuumpumpenkonstante", und ihr Wert gibt an, wie lange es jeweils vom Zeitpunkt des Betrachters aus dauert, bis diese verflixte Vakuumpumpe für meine Sputteranlage endlich mal repariert ist und zurückkommt. Und jedes Mal wenn man bei der Firma nachfragt sind es noch 2 Wochen, bis die Pumpe da sein soll. Und das geht jetzt schon eine ganze Zeit so. Offenbar ist denen sehr bewusst, dass wir die Pumpe brauchen und sie auch an niemanden anders zum Reparieren schicken können, und sie ihr Geld unabhängig vom Tempo der Bearbeitung bekommen. Sowas nennt man dann wohl Monopol. Ohne kann ich jedoch nichts machen, denn alles was ich in diesem Jahr vorhabe beginnt immer mit dem Sputtern von Kupfer, Zinn und Zink, das  ist der allererste Schritt ohne den man wirklich nichts machen kann. Alles, was man unabhängig davon schon tun konnte (Paper lesen, sich mit Analysegeräten vertraut machen,...) habe ich bereits getan. Immerhin sind meine Betreuer recht engagiert, namentlich Tomas versucht ständig irgendwelche alten Pumpen die irgendwo in der Uni herumvagabundieren aufzugreifen und anzuschließen, nur leider fehlt bisher immer ein Anschluss oder ein Kabel. Marika, die Professorin, hat jetzt vorgeschlagen einfach eine neue Pumpe zu kaufen. Lieferzeit übrigens: 2 Wochen. Ihr seht schon... .

Am Freitag war übrigens der erste Kandidat für einen Postdoc in Sachen Kesterit (dem neuen Material, an dem ich forsche sobald die Pumpe mal da ist) zu Besuch. Das war auch für mich sehr interessant, denn der hat - im Gegensatz zu allen anderen in meiner Gruppe - bereits Erfahrung mit den Eigenschaften des Materials und seiner Herstellung. Deshalb durfte ich mich auch zusammen mit Lotten und Marika mit ihm unterhalten. Natürlich konnte ich nur ein paar kleinere Fragen stellen, die sich mir beim Studium der Paper gestellt haben, denn auf "echte" Probleme bin ich ja noch nicht gestoßen. Aber trotzdem hatte man mal kurz das Gefühl, jetzt würde was passieren, es käme in Gang. Lotten war richtig aufgeregt und hätte am liebsten direkt zu sputtern angefangen. Ja, ich ja auch, aber die Pumpe halt... .

Naja, zur Zeit wird das Problem immerhin an drei Fronten bekämpft (alte Pumpe reparieren lassen, andere Pumpe anschließen bzw. erstmal das fehlende Kabel dafür besorgen, neue Pumpe kaufen), und so hoffe ich, dass es bald "richtig" losgeht. Ich lasse es euch dann wissen. Ich schätze mal das ist so in ... 2 Wochen.

Viele Grüße.

Hendrik

Montag, 15. Februar 2010

Das Reccegasque

Sehr geehrte Damen und Herren!

Es ist mir eine persönliche Freude Ihnen heute von meinem ersten Gasque meines neuen Schwedenabschnitts zu berichten.

Was ist eigentlich ein Gasque (sprich: Gask)? Ein Gasque ist ein Festessen, kann man sagen. Es findet so in etwa einmal pro Monat zu verschiedenen Anlässen in der Nation statt. Festlich, das zeichnet sich schon in den Kleidungsvoraussetzungen ab. Es gilt nämlich für die Herren Anzug, für die Damen entsprechendes (zum Beispiel ein hübscher Rock).

Beginnen tut das Ganze mit einem Stehempfang, das heißt es gibt Sekt und vergleichbare nichtalkoholische Getränke, und man steht mit Freunden und Bekannten zusammen und plaudert ein wenig. Beim Reccegasque, dem Gasque für alle neuen Mitglieder (Recce, sprich Resse) der Nation, fand dies in meiner Nation statt. Während sonst natürlich das komplette Gasque an ein und demselben Ort stattfindet, ist man hier für die 3 Teile in unterschiedliche Nations gewandert.
Dann wird man in den Festsaal gerufen. Dies übernimmt der 3. Kurator der Nation (jeder Nation stehen 3 Kuratoren vor; Studenten, die ein Jahr mit dem Studium aussetzen und sich "bezahlt" (lausig zwar, aber immerhin) voll der Nation widmen. Anders wäre das, was ich im letzten Eintrag beschrieb, nicht organisierbar). Er oder sie hat einen großen Stab, mehr wie ein mannsgroßes Zepter, mit dem er/sie auf den Boden stampft und das Gasque im Anschluss für eröffnet erklärt.
Im Saal (man kann es wirklich Festsaal nennen, denn er ist oft sehr prächtig) stehen dann schon die gedeckten Tische, aber man rennt nicht einfach hinein und setzt sich irgendwo hin. Das würde ja nur dazu führen, dass jeder bei seinen besten Freunden sitzt. Stattdessen hängt vor dem Saal ein Sitzplan aus, der vorher mehr oder minder zufällig erstellt wurde. Einzige Regel: Soweit von der jeweiligen Teilnehmerzahl aus möglich sitzen Damen und Herren abwechselnd, so dass man links, rechts und gegenüber jeweils das andere Geschlecht sitzen hat. Ich war gestern wegen des Frauenüberschusses quasie komplett von Damen umgeben. Dabei ist die rechte Dame die wichtige (soweit ich das richtig verstanden habe); ihr gegenüber hat der Herr den Abend über eine besondere Verpflichtung und hat sich um ihre Kurzweil und Zerstreuung  zu sorgen. 
Nun ja, das ganze System hat jedenfalls zur Folge, dass man fast immer jemand Neues kennenlernt, was je nachdem sehr witzig werden kann. Nicht das Schlechteste.
Wenn alle an ihrem Platz stehen, wird gewartet bis die wichtigsten Personen (Inspektor mit Frau, sonst die Kuratoren) sich setzen, dann darf auch der Rest Platz nehmen. Die Zeit dahin vertreibt man sich, indem man sich schon mal mit seinen Sitznachbarn bekannt macht. Nach kurzer Zeit wird dann die Vorspeise serviert (ein Gasque hast in der Regel 3 Gänge, besonders tolle auch mal 1-2 mehr). 

 
Vorspeise


Doch meist noch bevor man sich hungrig wie man ist darauf stürzen kann, passiert schon etwas. In der Regel ist das eine Ansage vom 3. Kurator, der den Abend einleitet, was beispielsweise bedeutet, dass der Gesangsmeister vorgestellt wird. Er, und nur er, ist den restlichen Abend über für die Auswahl der Lieder  zuständig. Denn bei einem Gasque wird schrecklich viel gesungen, je mehr desto besser! Der Gesangsmeister- dieses Semester bei meiner Nation eine Gesangsmeisterin - führt sich dann meist auch direkt mit einem Lied ein. Wichtigster Inhalt der Lieder ist Alkohol, danach Frauen. Nichts zwangsläufig Tiefsinniges also. Man beginnt dann also mit der Vorspeise, und unterhält sich währenddessen und auch danach ein wenig mit den Menschen um sich herum. Wenn man Glück hat findet man Gemeinsamkeiten, dann kann es ein sehr lustiger Abend werden. Wenn man etwas weniger Glück hat sitzt man neben Menschen die nicht reden wollen, können oder ansonsten lauter Bekannte um sich haben und mit denen reden. Und ein wenig liegt es natürlich auch an einem selber.

 
Ich mit Sitznachbarin von links.
 
Dann folgt der Hauptgang, meist schon etwas besseres Essen. Damit meine ist zum Beispiel Steak oder Filet, nicht sowas wie Nudeln mit Tomatensoße oder Fischstäbchen. 

 Gewohnt fleißig dokumentiert: Das Hauptgericht.

Noch bevor man beherzt zulangen kann passiert aber schon wieder etwas. Beispielsweise nachdem man selbst schon so viel gesungen hat der Auftritt eines Chores (gestern war es unser Männerchor, ein großer Erfolg!), ein Theaterstück oder vielleicht eine Rede. 

 Männerchor der Västgöta(VG)-Nation.

Das Ganze dauert in etwa genau so lange wie es braucht, dass der Hauptgang kalt wird (so meine Erfahrung). Diesem widmet man sich nach dem soeben erfahrenen Genuss für Ohren und/oder Augen in der Folge, um auch die Geschmacksknospen auf eine höhere Ebene des Empfindens zu heben. Unnötig zu erwähnen, dass auch währenddessen wieder gesungen wird, nicht wahr? Übrigens sind es auch immer die passenden Lieder zu den Getränken: Ein Schnapslied, ein Bierlied, ein Weinlied, ein Punsch(=Likör)lied,... . Zwischendrin gibt es zur Abwechslung aber auch andere Lieder, über Mädchen mit Blumen im Haar oder wie man die Schwiegermutter im Fluss ertränkt hat. Ja, die Lieder haben schon oft einen humoristischen Einschlag, darf man wohl sagen.

 
Elanvoller Gesang mit offensichtlichem Spaßfaktor.

Krönender Abschluss des Mahles ist das Dessert. Fein angerichtet rundet es das Geschmackserlebnis ab. 

 Beerendessert, noch wesentlich leckerer als es aussieht!

Spätestens jetzt sollte man damit anfangen sein Gesangsbuch, so man denn eines hat (und man sollte!), herumzureichen. Dorthinein lässt man seine Sitznachbarn/-gegenüber etwas Nettes schreiben (wenn man will auch noch den übernächsten Nachbarn, jemanden den man kennt der ganz woanders sitzt, und manche lassen es gleich durch die ganze Reihe wandern). Das kann ganz verschieden sein, eine eher allgemeine Floskel (...war nett dich kennenzulernen...), etwas Persönlicheres, etwas in Reimform,...was einem halt so einfällt. Das darf man aber auf keinen Fall gleich nachlesen, denn das bringt Unglück. Erst am nächsten Tag (der glücklicherweise meist schon angebrochen ist, wenn man heimkommt) kann man sehen, womit man denn so bedacht wurde. Das kann je nachdem sehr lustig oder auch schockierend ausfallen.
Das Allerletzte ist dann der Kaffee, der in Schweden natürlich nicht fehlen darf. Und dann wird auch schon das immergleiche letzte Lied gesungen (ein sehr langes, feierliches), und man marschiert  die Tischdame/den Tischherren am Arm aus dem Saal. Das sollte man wissen, damit man schon vor dem letzten Lied seine 7 Sachen gepackt hat.

Im Anschluss an das Gasque findet nicht selten noch eine Party statt. Das geht dann schon eher in Richtung dessen, was man aus Deutschland kennt, sprich Musik, unterhalten, was trinken, tanzen... . Dazu sind wir gestern dann in die dritte beteiligte Nation gegangen. Zum "Efterfest " (Nachfest) dürfen dann meist auch andere Leute ohne Anzug dazustoßen. Die müssen dann halt noch einen separaten Eintritt zahlen.

 
Efterfest in der Östgöta(ÖG)-Nation.


Ja so ein Gasque ist schon wirklich eine wunderbare Sache, könnt ihr gerne Birte, Eva und Manuel fragen wenn ihr es mir nicht glaubt, die waren nämlich schon mal dabei. Echt schade, dass es sowas in Deutschland nicht gibt. Es ist schon ein sehr besonderes Erlebnis, und ich habe schon viel, viel Spaß bei diesen Gelegenheiten gehabt. Und werde sicher auch dieses Jahr das eine oder andere Mal dort auftauchen.

Seid gegrüßt!

Hendrik

Samstag, 13. Februar 2010

Die Nation

Hallo zusammen!

Heute möchte ich einlösen, was ich schon lange mal angekündigt habe. Und zwar werde ich (in erster Linie für die, die zum ersten Mal von all dem hier hören, aber vielleicht auch als kleine Auffrischung für die anderen) von dem Konzept der Nationen erzählen.

Bei einer Nation (wahlweise deutsch, englisch oder schwedisch auszusprechen, ich bin da selbst nicht konsistent) handelt es sich um eine Studentenorganisation, die aber keinesfalls mit dem zu verwechseln ist, was man in Deutschland darunter versteht. Das fängt schon damit an, dass die Mitgliedschaft für jeden Studenten verpflichtend ist (noch, die aktuelle Regierung hat das wohl zum nächsten Semester abgeschafft, was sehr kontrovers ist, hier aber nicht behandelt werden soll). Es gibt die Nationen in Schweden auch nur in Uppsala und Lund; falls jemand unter euch Finnland mag :-), auch in Helsinki gibt es sie wohl. Ursprünglich wurden diese Organisationen im 17. Jahrhundert mal gegründet, um den Studenten aus ganz Schweden ein Stück Heimat zu bieten, denn es haben sich jeweils diejenigen aus einer bestimmten Region Schwedens zusammengefunden. Dementsprechend heißen die Nationen auch heute noch, zum Beispiel Smålands, Stockholms oder auch Västgöta; letztere ist die älteste, beste und vor allem meine Nation. :-) Heute ist es natürlich nicht mehr zwangsläufig notwendig aus der entsprechenden Region zu kommen, nur eine der 13 Nations verlangt wohl einen Herkunftsnachweis.
Die Nations haben einen sehr umfassenden Auftrag. Sie erfüllen gleich mehrere Zwecke, wofür man sich in Deutschland das Angebot jeweils zusammensuchen muss. Zu allervorderst sind sie ein bisschen wie "Seezeit" in Konstanz (daher auch verpflichtend) und sammeln einen Semesterbeitrag von rund 40€ ein. Sie bieten in einem gewissen Umfang Studentenwohnungen an, sind Anlaufstelle wenn man Probleme hat, bieten oft ein (für schwedische Verhältnisse) günstiges Mittagessen an. Dann sind sie auch sowas wie ein Studententreff/-café, haben vielmals am Wochenende die "Fika" (Kaffee und Kuchen, belegte Brötchen), besitzen jeweils einen eigenen Pub, und meine Nation kann sogar mit einem Fischrestaurant aufwarten! Desweiteren findet alles, was man in Deutschland unter Studentenleben versteht, in der Nation statt, das heißt im Wesentlichen die Partys. An der Uni gibt es keine Partys, nur in den Nations, genau wie die Nations auch für das Sportangebot verantwortlich zeichnen. Leider hat das natürlich zur Folge, dass man nicht so ein klasse Angebot mit der Riesenauswahl wie in Konstanz auffindet. Innebandy (Unihockey) gibt es aber natürlich. :-)
Auch Kulturbegeisterte mögen sich wohlfühlen, es gibt einen Chor (ja da bin ich wieder drin :-) ), einen Männerchor, eine Theatergruppe, Orchester... . Allein der Chor ist schon einen eigenen Abschnitt wert!
Daneben gibt es noch eine Anzahl kleinerer Aktionen wie Spieleabende oder Seminare zu bestimmten Themen, außerdem besitzt zumindest meine Nation eine eigene Bibliothek.
Und als wäre das alles noch nicht genug gibt es auch noch etwas, das es in Deutschland nicht gibt. Ich rede natürlich von den Gasques. Dazu werde ich an passender Stelle schon sehr bald mal etwas mehr schreiben, für's Erste sei gesagt, dass es sich dabei um eine Art Festessen in feiner Kleidung und mit viel Gesang handelt.

Ihr seht also, die Nations sind etwas sehr Wichtiges für die Studentenstadt Uppsala, gewissermaßen Seezeit, Asta, Unisport, Studentencafé, Pub, Restaurant und noch viel mehr in einem. Der durchschnittliche Student verbringt folglich einen erklecklichen Teil seiner Freizeit dort, sei es um zu feiern, zu arbeiten, zu studieren, einen Kaffee zu trinken oder einfach nur nette Leute zu treffen. Und ich hoffe, dass  auch ich dieses Jahr die Zeit finde dort hin und wieder ein wenig Spaß zu haben. :-)

Viele Grüße.

Hendrik

Donnerstag, 11. Februar 2010

Die Chinesen wieder

Hej Leute!

Heute saß ich des Mittags mal wieder in der Nähe einer Chinesin, die dankbarer Weise den Anstand hatte, meine Anwesenheit dieses Mal nicht zum Verzehr von literweise Milch zu nutzen. Stattdessen hatte ich das Vernügen, einer äußerst amüsanten Geschichte von ihr lauschen zu können. Und zwar erzählte sie von einem interessanten, ja, Völkchen, im Westen Chinas. Dort, wo es sehr bergig ist und die Landschaft nur sehr sparsam von Menschen bewohnt ist, hat man sich offenbar etwas einfallen lassen, um nicht für jede Kleinigkeit zum Nachbarn rennen zu müssen. Unnötig zu erwähnen, dass es dort eine nicht vollständig ausgebaute Anbindung von Internet und anderen Kommunikationsmitteln gibt. Trotzdem möchte man vielleicht mal einen Plausch über den "Gartenzaun" halten, oder den Nachbarn von rechts fragen, ob er weiß wo der Nachbar von links, der schon seit Wochen den "Rasenmäher" (=Ziege) ausgeliehen hat, schon wieder steckt. Mangelnde Laufbereitschaft wird jedenfalls in dieser Gegend durch anheben der Lautstärke beim Sprechen kompensiert, sprich es handelt sich mehr um eine Brüllsprache. Was wohl zu unmittelbaren Hörschäden der Umstehenden führt, so sich ein solcher Einwohner mal in eine Stadt verirrt. Die Lautstärke bei gegebenem Anlass auf ein für Normalmenschen erträgliches Maß zu reduzieren gelingt nämlich ganz offenbar nicht. Vorteil ist allerdings, dass wohl viele berühmte Sänger und andere Menschen, die ein lautes Organ brauchen (Lehrer?) aus dieser Region kommen. Zusätzlich ist es der Chinesin nach auch so, dass man die Sprache zu einer Art Gesang ausgebaut hat, vielleicht lässt es sich dann leichter laut brüllen.
Am witzigsten fand ich jedoch wie man dort anderen Menschen Entfernungen klarmacht. Will zum Beispiel seine Frau darüber informieren, dass die Tochter gerade kurz bei den Nachbarn Zucker holen gegangen ist, so wird die Entfernung nicht in Kilometern, Morgen oder Tagesritten angegeben, sondern man drückt dies darüber aus wie lange man den Ton hält. Sprich: Wohnen die Nachbarn ganz in der Nähe, sagt man "Sie ist dort.", wohnen sie jedoch ziemlich weit weg, so sagt (oder brüllt) man: "Sie ist doooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooort.". Und so wie sich das anhörte sind diese Menschen durchaus in der Lage, Entfernungen auf diese Weise sehr präzise anzugeben.

Naja, ich bin jedenfalls froh, dass besagte Chinesin selbst nicht aus dieser seltsam anmutenden Region Chinas kommt, denn wenn sie mich gefragt hätte wo ich herkomme hätte ich schon sehr, sehr tief Luft holen müssen. :-)

Viele Grüße.

Hendrik

Freitag, 5. Februar 2010

Schwedische Höflichkeit

Hej!

Heute hatte ich das Vergnügen, beim Mittagessen unter anderem mit meiner Betreuerin Lotten und meiner Professorin Marika am Mittagstisch ein sehr interessantes Gespräch zu führen.

Angefangen hatte es damit, dass ich wissen wollte was "Det är lite kul." bedeutet. Die Übersetzung - Das ist ein wenig lustig. - war mir zwar klar, nicht jedoch, in welchem Zusammenhang man das sagt (in Deutschland würde man diese Wendung ja nicht gerade verwenden), also insbesondere ob dies im positiven oder negativen Kontext zu gebrauchen ist.
Zu verstehen ist dieser Satz als "Das ist recht lustig.", was aber erst mal wenig Aufklärung bietet. Ich bekam dann aber in diesem Zusammenhang gleich eine Einführung in Sachen schwedischer Zurückhaltung und Höflichkeit. Und zwar neigt der Schwede an sich dazu, sich untertreibend auszudrücken. Es fielen Beispiele wie "Das war ganz gut." nach einem leckeren Essen, oder "Das war gar nicht so dumm!", wenn jemand eine tolle Idee hat. Außerdem, so wurde mir dann berichtet, ist es wohl auch in weiten Teilen Schwedens üblich, beispielsweise beim Tee einmal zu fragen, ob der Gast noch mehr möchte. Dieser lehnt dann höflich ab. Dann wird ein zweites Mal gefragt, woraufhin wiederum eine Ablehnung folgt. Erst bei der dritten Nachfrage lässt sich der höfliche Schwede dann nachschenken. Ein System, das umständlich erscheint, aber funktioniert - solange alle davon wissen. Dazu gab Marika eine Anekdote über einen Deutschen zum besten, der wohl auch mal in der Arbeitsgruppe gewesen war, und sich verwundert äußerte: "Seltsam, ich muss immer meinen ganzen Tee alleine trinken, keiner will etwas nachgeschenkt bekommen.". Ihm muss es dann wohl wie Schuppen von den Augen gefallen sein, als er von den schwedischen Arbeitskollegen aufgeklärt wurde.

Hm, ich denke ich werde das gleich mal testen und meine Gasteltern auf eine Tasse Tee einladen. :-)

Viele Grüße!

Hendrik

Mittwoch, 3. Februar 2010

Ein Lied

Hallo zusammen!

In meinem ständigen Bestreben, euch die schwedische Kultur näherzubringen, präsentiere ich euch heute mal ein schwedisches Lied, das wahrlich jedes Kind hier kennt. Einige von euch kamen ja bereits in den Genuss, schwedisches Liedgut von mir vermittelt zu bekommen; dabei drehte es sich jedoch mehr um Schnaps und die effektive Vernichtung desselben. Heute hingegen eine Variante, die ihr guten Gewissens auch in einem schwedischen Kindergarten zum Besten geben könntet. Es ist ein Geburtstagslied, und der Text geht wie folgt:

Ja, må hon leva!
Ja, må hon leva!
Ja, må hon leva ut i hundrade år!
Javisst ska hon leva!
Javisst ska hon leva!
Javisst ska hon leva ut i hundrade år!

Die Übersetzung ist nicht sonderlich inhaltsschwer, im wesentlichen geht es darum, dass das Geburtstagskind 100 Jahre alt werden soll (wer hat's direkt erkannt?).

Nicht ganz so romantisch geht es in den folgenden Strophen zu. Dafür wird dort mit den Worten gespielt (bis ich das verstanden hatte, naja):

Och när hon har levat
Och när hon har levat
Och när hon har levat uti hundrade år!
Ja, då ska hon skjutas.
Ja, då ska hon skjutas
Ja, då ska hon skjutas på en skottkärra fram!

Und wenn sie 100 Jahre gelebt hat, dann soll sie erschossen werden (Zeile 4,5), was aber in Zeile 6 aufgelöst wird, weil "skjuta" sowohl schießen als auch schieben heißen kann, und tatsächlich soll sie dann in einer Schubkarre (skottkärra) davongefahren werden. Wer das Lied also zum ersten Mal hört ist bis zum Hören der sechsten Zeile schwer geschockt ob der vermeintlichen Respektlosigkeit dem Geburtstagskinde gegenüber.

Und so geht es munter weiter, in Strophe drei wird sie erhängt, nein dann doch nur hinten an ein Pferd angehängt (ich denke mal in der Schubkarre), in Strophe 4 ertränkt (aber in einer Flasche Champagner), und wenn sie die getrunken hat soll sie ihren Geburtstag feiern dürfen. Was sie sich sicherlich auch verdient hat, nachdem sie in Strophe 2-4 dreimal fast gestorben war. :-)

Nun, auf die letzten Strophen bezieht sich meine eingangs geäußerte Aufmunterung es im Kindergarten zu singen freilich nicht, aber die erste könnt ihr frei heraus singen, wenn ihr das nächste Mal zu einem schwedischen Geburtstag eingeladen seid. ;-)

Viele Grüße.

Hendrik

Montag, 1. Februar 2010

Das schwedische Alphabet

Hallo zusammen,

da es gerade nichts Nennenswertes zu berichten gibt, ihr aber vielleicht trotzdem etwas zu lesen haben wollt, gibt es heute mal eine kleine Lektion zum Thema schwedisches Alphabet. Erinnert mich daran, dass ich auch mal was zur Sprache an sich schreibe.

Das schwedische Alphabet ähnelt in vielerlei Beziehung dem Deutschen mit seinen 26 Buchstaben. Dabei wird allerdings das W ein wenig stiefmütterlich behandelt, denn es kommt nur in importierten Wörtern vor und wird genau wie das V ausgesprochen (demzufolge hat man als Deutscher auch erst mal ein Problem zu erkennen, von welcher Automarke die Rede ist wenn es um VW geht - was mir schon mal seltsame Blicke einbrachte, weil der Eindruck aufkam, ich würde als Deutscher VW nicht kennen). Erst seit einigen Jahren ist es offiziell ein Buchstabe des Alphabets.
Hinzu kommen allerdings noch 3 weitere Buchstaben, so dass die Schweden immerhin auf gediegene 29 kommen. Dies sind: Å, Ä, Ö.
Dies sind eigene Buchstaben, nicht wie im Deutschen "Varianten" von A und O oder so. Das hat auch zur Folge, dass sie im Alphabet nach Z kommen. Muss man drauf achten, denn natürlich gilt diese Regel auch innerhalb von Wörtern, und so folgt någon (etwas) nicht auf nagla (nageln), sondern kommt erst gegen Ende der Wörter mit "N".

Auch was die Aussprache angeht, unterscheidet man sich zu uns. Das Å wird nicht, wie es die meisten ohne entsprechende Sprachkenntnisse tun, wie ein A ausgesprochen, sondern wie ein O. Das O wiederum spricht sich in der überwältigenden Zahl der Fälle wie ein U. Das U selbst jedoch wird gesprochen zu einem Ü. Und da es im schwedischen Alphabet kein Ü gibt, passt wieder alles. :-)

Ein weitverbreiteter Irrglaube ist im Übrigen, dass auch das durchgestrichene O (ø) aus dem Schwedischen kommt. Dieses ist allerdings mehr den Dänen, Norwegern etc. zuzuordnen. Folgerichtig ist auch das bekannte Wort "smørebrød" mitnichten schwedisch. Butterbrot heißt hier "smörgås", was aber mit seinem å doch auch ganz nett exotisch aussieht. :-) Wörtlich übersetzt übrigens "Buttergans", wie auch immer man im Laufe der Jahrhunderte dazu kam.

Soviel also als kleine Einführung in die schwedische Sprache.

Viele Grüße.

Hendrik