Hallo zusammen!
Heute möchte ich einlösen, was ich schon lange mal angekündigt habe. Und zwar werde ich (in erster Linie für die, die zum ersten Mal von all dem hier hören, aber vielleicht auch als kleine Auffrischung für die anderen) von dem Konzept der Nationen erzählen.
Bei einer Nation (wahlweise deutsch, englisch oder schwedisch auszusprechen, ich bin da selbst nicht konsistent) handelt es sich um eine Studentenorganisation, die aber keinesfalls mit dem zu verwechseln ist, was man in Deutschland darunter versteht. Das fängt schon damit an, dass die Mitgliedschaft für jeden Studenten verpflichtend ist (noch, die aktuelle Regierung hat das wohl zum nächsten Semester abgeschafft, was sehr kontrovers ist, hier aber nicht behandelt werden soll). Es gibt die Nationen in Schweden auch nur in Uppsala und Lund; falls jemand unter euch Finnland mag :-), auch in Helsinki gibt es sie wohl. Ursprünglich wurden diese Organisationen im 17. Jahrhundert mal gegründet, um den Studenten aus ganz Schweden ein Stück Heimat zu bieten, denn es haben sich jeweils diejenigen aus einer bestimmten Region Schwedens zusammengefunden. Dementsprechend heißen die Nationen auch heute noch, zum Beispiel Smålands, Stockholms oder auch Västgöta; letztere ist die älteste, beste und vor allem meine Nation. :-) Heute ist es natürlich nicht mehr zwangsläufig notwendig aus der entsprechenden Region zu kommen, nur eine der 13 Nations verlangt wohl einen Herkunftsnachweis.
Die Nations haben einen sehr umfassenden Auftrag. Sie erfüllen gleich mehrere Zwecke, wofür man sich in Deutschland das Angebot jeweils zusammensuchen muss. Zu allervorderst sind sie ein bisschen wie "Seezeit" in Konstanz (daher auch verpflichtend) und sammeln einen Semesterbeitrag von rund 40€ ein. Sie bieten in einem gewissen Umfang Studentenwohnungen an, sind Anlaufstelle wenn man Probleme hat, bieten oft ein (für schwedische Verhältnisse) günstiges Mittagessen an. Dann sind sie auch sowas wie ein Studententreff/-café, haben vielmals am Wochenende die "Fika" (Kaffee und Kuchen, belegte Brötchen), besitzen jeweils einen eigenen Pub, und meine Nation kann sogar mit einem Fischrestaurant aufwarten! Desweiteren findet alles, was man in Deutschland unter Studentenleben versteht, in der Nation statt, das heißt im Wesentlichen die Partys. An der Uni gibt es keine Partys, nur in den Nations, genau wie die Nations auch für das Sportangebot verantwortlich zeichnen. Leider hat das natürlich zur Folge, dass man nicht so ein klasse Angebot mit der Riesenauswahl wie in Konstanz auffindet. Innebandy (Unihockey) gibt es aber natürlich. :-)
Auch Kulturbegeisterte mögen sich wohlfühlen, es gibt einen Chor (ja da bin ich wieder drin :-) ), einen Männerchor, eine Theatergruppe, Orchester... . Allein der Chor ist schon einen eigenen Abschnitt wert!
Daneben gibt es noch eine Anzahl kleinerer Aktionen wie Spieleabende oder Seminare zu bestimmten Themen, außerdem besitzt zumindest meine Nation eine eigene Bibliothek.
Und als wäre das alles noch nicht genug gibt es auch noch etwas, das es in Deutschland nicht gibt. Ich rede natürlich von den Gasques. Dazu werde ich an passender Stelle schon sehr bald mal etwas mehr schreiben, für's Erste sei gesagt, dass es sich dabei um eine Art Festessen in feiner Kleidung und mit viel Gesang handelt.
Ihr seht also, die Nations sind etwas sehr Wichtiges für die Studentenstadt Uppsala, gewissermaßen Seezeit, Asta, Unisport, Studentencafé, Pub, Restaurant und noch viel mehr in einem. Der durchschnittliche Student verbringt folglich einen erklecklichen Teil seiner Freizeit dort, sei es um zu feiern, zu arbeiten, zu studieren, einen Kaffee zu trinken oder einfach nur nette Leute zu treffen. Und ich hoffe, dass auch ich dieses Jahr die Zeit finde dort hin und wieder ein wenig Spaß zu haben. :-)
Viele Grüße.
Hendrik
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