Montag, 16. Mai 2011

Abschied von der Familie – der letzte Abschied



In Ermangelung von Bildern, wie Hanna und ich für meine Gasteltern gekocht haben, zeige ich euch stattdessen ein Bild von Börre und Mecko, den beiden Hunden, die meinen Alltag doch oft sehr aufgelockert haben. Im Vordergrund ist die kleine Mecko zu sehen, von der ich mich leider nicht verabschieden konnte, weil sie ausgerechnet bei meinem Abschied in der Tierklinik war. Inzwischen geht es ihr aber wieder gut. Hinten ist Börre zu sehen, euch aus meinen Erzählungen sicherlich vor allem wegen seiner Duftnote bekannt (in dem ganzen Jahr wurde er nur zweimal gewaschen – beide Male von mir. Heimlich!). Aber ansonsten ein dufter Typ. Äh naja. :-)

Bei der Gelegenheit fällt mir übrigens noch eine Anekdote zu den Hunden ein - beziehungsweise, ehrlicherweise muss ich sagen, dass sie Hanna vor kurzem wieder einfiel. Sie hängt mit dem kürzlich an dieser Stelle geschilderten Luccegasque zusammen. Unter all den Köstlichkeiten, die es zu essen gab, war auch ein nicht ganz so guter Schinken. Er sah zwar sehr lecker aus, verweigerte sich aber im Mund beharrlich einer Zersetzung in seine Einzelteile, sprich, das Teil war zäh ohne Ende. Desweiteren war er ziemlich von Fett durchzogen, wie man bei näherer Betrachtung merkte; auch nicht so Hannas und mein Fall. Nun hatten wir uns aber, höflich wie wir sind, wie von allen anderen guten Dingen, auch eine respektable Portion Schinken aufgeladen, und mussten dann merken dass der gar nicht mal so gut ist. Was also tun? Ich kam auf eine Idee, wie sie wohl nur ich haben kann, im Versuch nichts verkommen zu lassen (ich hoffe meine Eltern lesen das hier nicht): Wir haben die Stücke in eine leere Taschentuchpackung eingewickelt und für die Hunde mit nach Hause genommen. Chrm-ja, das war wohl sehr gut gemeint. Der Schinken entwickelte dann auch eine von Hunden nicht überriechbare Duftnote, die Börre dazu veranlasste nicht mehr von vor unserer Zimmertür zu Hause zu weichen, weil er den Schinken im Zimmer roch. Selbst als der Schinken komplett verfüttert war witterte er ihn noch in meinem Zimmer. Naja, so hatte der ungenießbare Schinken einen in unseren Augen immer noch recht hehren Zweck erfüllt, wenn auch nur einen Hund erfreut der sonst auch halbverweste und nicht mehr zu identifizierende Tiere am Wegesrand für geschmackliche Höhepunkte hält.
Der Knaller war jedoch, als Hanna und ich uns am nächsten Tag mit Lars-Gunnar, meinem Gastvater, über das Gasque unterhielten, und er als seinen kulinarischen Höhepunkt einen ominösen Weihnachtsschinken nannte - und wir konnten uns beim besten Willen nicht erinnern, den gesehen zu haben. Wir wussten ja nur von dem zähen, ungenießbaren. Bis wir dann merkten, dass wir wohl von ein und demselben Schinken redeten... . Wie ihr euch denken könnt haben wir lieber verschwiegen, welchen Weg der Schinken bei uns genommen hatte. :-)

Ja, das war sie also, meine Zeit in Schweden, und hiermit ist sie auch historisch aufgearbeitet. Auch wenn ihr das vergangene viertel Jahr ganz gut ohne meinen Blog leben zu können schient (da hat sich doch echt nicht eine Socke von euch beschwert ich sollte mal wieder was schreiben!) war es das also. Wobei natürlich nicht auszuschließen ist, dass irgendwann nochmal irgendwas kommt. In anderer Form. Aber gewohnter Qualität. ;-)

Jetzt bleibt mir nur noch mit zu bedanken bei den vielen treuen Leser und für die tollen, lustigen und ermunternden Kommentare!


In diesem Sinne, viele Grüße!

Hendrik

Samstag, 14. Mai 2011

Abschied vom Chor


Abschied vom Chor (Symbolbild)


Dies war vielleicht der schwerste Abschied. Habe ich doch so viele nette Menschen im Chor kennengelernt, und war es doch neben der Uni das Einzige, was ich das ganze Jahr über konsequent betrieben habe. Was lag da also näher als den ganzen Chor einzuladen ein Riesen-Abschiedsfest zu feiern. Nur eine Kleinigkeit stellte sich dem noch entgegen: Wo sollte man feiern? Nachdem ich die Gastfreundschaft von Lars-Gunnar und Anki bereits ein Jahr lang in allen Belangen ausgekostet hatte, wollte ich nicht mit den Worten „Ich hab mir mal ein paar Freunde eingeladen, ist doch ok oder?“ einen kompletten Chor das Haus bevölkern lassen. Auf der anderen Seite fehlte mir der Mut auch noch danach zu fragen, nachdem ich schon Hannas und meinen Aufenthalt im Dezember erbeten hatte, obwohl die beiden zu der Zeit eigentlich schon mit dem Packen für den Umzug beginnen wollten (inzwischen dürften sie übrigens bereits umgezogen sein). Was also tun? Ich fragte Hanna und Jakob. Hanna und Jakob sind zwei der im Västgöta-Chor legendären Familie der Johanssons, die seit Jahren ein für den Erfolg des Chores unverzichtbarer Bestandteil sind. Ida und Emma kenne ich noch aus meinen Zeiten 2007, beide waren bereits Chorchefs. Inzwischen sind die beiden aus Altersgründen abgetreten (klingt schlimmer als es ist, aber es ist halt ein Studentenchor), und die jüngeren Geschwister prägen diesem Chor nun ihren Stempel auf. Zu der ganzen Geschichte gehört auch, dass die Wohnung der Johanssons, in der einst Emma und Ida, dann Emma mit Freund und Jakob, und zuletzt Jakob und Hanna lebten, ganz entscheidenden Anteil an der Legendenbildung hat. Unzählige Übungsabende vor Auftritten wurden hier absolviert, zahlreiche Männertreffen vor dem Auftritt unter dem Balkon der Frauen am Vorabend des Balles zelebriert. Und genau diese Wohnung fasste auch ich ins Auge meiner Abschiedsbestrebungen, als Schlusspunkt meiner ganz persönlichen Legendenbildung im VG-Chor.
Ist es wirklich nötig zu erwähnen, dass diese beiden, zum ohnehin wie man aus meinem Blog herauslesen könnte extrem gastfreundlichen* Volk der Schweden zugehörigen, Menschen mir diesen Wunsch erfüllt haben? Ich denke nicht.
Und so kam es dann, meine Zeit im Chor fand seinen krönenden Abschluss in einem rauschenden Fest in der Johanssons-Wohnung. Hanna und ich hatten einen Tag lang Essen vorbereitet: Dips, kleingeschnittenes Gemüse, Kuchen, Schinkenschnecken und was es halt so braucht. Es kam eine beachtliche Anzahl von etwa 15 Personen. Da habe ich mich doch schon ein wenig geehrt gefühlt. :-) Es war ein gelungener Abend, ich durfte mir ständig Lieder wünschen die dann gesungen wurden, und mir durch mehrfache Aufforderung doch unbedingt wiederzukommen oder am besten doch gar nicht erst zu gehen die Seele streicheln lassen. Ein schöner Abschied!


* Ich hatte noch gar nicht folgende Geschichte erwähnt: Als Hanna und ich mit dem Auto Anfang Dezember zurück nach Schweden fuhren, passierte uns eine blöde Sache: Wir kamen auf der geplanten Zwischenstation abends an, und mussten feststellen, dass die Jugendherberge in Lund gar nicht mehr offen hatte. Was also tun? In meiner großen Not rief ich Anki, meine Gastmutter an. Sie arbeitet in Lund als Verlagschefin. Und tatsächlich war sie nicht nur in Lund, sondern auch gewillt uns zu helfen. Und so organisierte sie uns eine Wohnung einer Arbeitskollegin, die zu der Zeit nicht in Lund weilte. Und so übernachteten wir statt in einer Jugendherberge in einer Luxuswohnung mit Blick über ganz Lund. Ach ja, und am nächsten Tag gab es natürlich Frühstück bei Anki. :-)

Freitag, 13. Mai 2011

Abschied von der Arbeitsgruppe


Dies war der erste Abschied, der anstand. Nachdem ich auch dort meine Diplomarbeit gedruckt und gebunden hatte, meinen Arbeitsplatz und im Reinraum aufgeräumt hatte, und noch einige andere Kleinigkeiten die ewig gedauert haben erledigt hatte, wurde ich mit allen Ehren entlassen. Das heißt ich habe ein paar warme Worte, einen Strauß Tulpen, eine Packung Merci und ein Schnapsglas wo man aus dem Henkel trinken kann (luschtige Konschtruktion; bei einem Glasbläser extra für mich angefertigt, weil ich doch in meiner Diplomarbeit auch Glas blasen musste) bekommen. Alles in allem war man mit meiner Arbeit wohl recht zufrieden, entnahm ich den Reden. ;-) Dann wurde noch kurz bei Kuchen und Torte beisammengesessen.
Hinterher habe ich mich von einigen Leuten noch persönlich verabschiedet und kurze Pläusche gehalten. Abends war dann wie es der Zufall wollte noch das Luciafest der Abteilung. Auch hier die bewährte Taktik: Ein Riesenbuffet. Hier brachte jeder etwas mit, was zum Sattwerden locker reichte. Im Bild: Mein Kollege Uwe, der mir in vielerlei Situation geholfen hat. Netter Typ. :-)

Mittwoch, 11. Mai 2011

Luciamorgon



Der Luciamorgen.
Einen Tag nach dem Ball war es soweit: Nach der Kostprobe beim Ball trat der Luciazug "richtig" auf. Zwar ist Lucia eigentlich am 13. Dezember, aber wie sich die meisten von euch sicher erinnern werden war der 13. Dezember letzten Jahres ein Montag, und wie man am Ende des Textes verstehen wird wäre Montag für diese Prozedur eher ungeeinet. Beim Luciazug sind alle in weiße Gewänder gekleidet, die Damen mit roten Bändern, die Herren mit einem Sternenhut. Die Heilige Lucia hat einen Kerzenkranz auf dem Kopf. Einerseits ist es eine Ehre, die Lucia sein zu dürfen. Andererseits hat man hinterher die Haare voll Wachs. Gut ein Mann zu sein und sich keine Gedanken machen zu müssen, ob man Lucia sein will oder nicht. Um absolut unchristliche 7 Uhr morgens trifft man sich, um den Zug zu beginnen. Früh fühlt sich das vor allem deshalb an, weil am Abend zuvor eben das Gasque war, und zwar bis um 4 Uhr… . Gab durchaus einige, die die Nacht nicht geschlafen haben. Ich hatte immerhin eine Stunde oder so. :-) Der Tradition folgend zieht der Chor zunächst zum Inspektor der Nation, dann zum alten ersten Kurator, zum am vergangenen Abend gewählten neuen ersten Kurator, und zum zweiten und dritten Kurator der Nation (alles wichtige Leute, denen man die Ehre erweist). Nun, ich hatte Glück. Die Reise begann beim Inspektor, und dort wohnte ich ja. :-) Außerdem entfielen auch erster und zweiter Kurator. Trotzdem war es kalt und anstrengend. Aber gleichzeitig auch sehr schön! Eine sehr feierliche Stimmung, und wunderschöne Lieder. Die Stimmung lässt sich durch das Bild vielleicht ein wenig erahnen. :-)

Dienstag, 10. Mai 2011

Das Luccegasque


Letztendlich habe ich es dann doch geschafft, nochmal auf ein Gasque zu gehen. Das zweite Semester war es mir angesichts des zunehmenden Diplomarbeitsstresses nicht gelungen. Dann aber! Und es war auch gleich Hannas erstes richtiges Gasque in der Nation. Es war gewohnt gut, mit viel Gesang, wenn natürlich auch qualitativ nicht so gut wie im Chor. ;-) Dafür gab es wirklich Unmengen an Essen, also Ununmengen, und es kann niemanden an diesem Abend gegeben haben der nicht satt wurde. Es wurden gleich drei Buffets aufgetischt: Zuerst ein kaltes Buffet, mit eingelegtem Hering in verschiedenen Soßen, Wurst, Käse, Lachs, Brotsorten, dem berühmten schwedischen Weihnachtsschinken und vielem mehr. Weiter ging es mit einem warmen Buffet, mit Köttbullar, Janssons Frestelse (Janssons Versuchung, ein Kartoffel-Anchovi-Auflauf; sehr lecker!), Rotkohl, Würstchen, und neben ganz vielem anderen auch einem fantastischen Grünkohlsalat. Das Nachtischbuffet hat dann die meisten an ihre kapazitiven Grenzen geführt, mit Eiskonfekt, Pralinen, Milchreis, Pfefferkuchen und fragt nicht was noch. Doch, am Ende war ich wirklich ziemlich satt! Zwischendrin hatte ich mit dem Chor noch einen Auftritt. Denn „Lucce“ bei Luccegasque steht für Lucia, und zwar Santa Lucia. Eine Heilige, der zu Ehren es am 13. Dezember gefeiert wird, und zwar mit dem traditionellen Luciazug. Nun war das Gasque schon zwei Tage früher, aber aufgetreten sind wir natürlich trotzdem. :-)

Montag, 9. Mai 2011

Das Adventskonzert


Anlässlich eines Adventsgottesdienstes hatten wir in einer Kirche einige schöne schwedische Weihnachtslieder vorgetragen. Wir waren nicht die einzigen, die aufgetreten sind, aber die einzigen, bei denen es Applaus gab, was man sich bei den Auftritten zuvor noch verkniffen hatte (Kirche). Wenn das mal nichts heißt! Und das hat doch ein wenig entschädigt für die bittere Kälte, die wir in der Kirche, vor allem aber auf dem Weg dorthin erleiden mussten. Brrrr!
Mal sehen wer es als erstes schafft mich oder Teile von mir zu entdecken. :-) (Wie immer vergrößert sich das Bild, wenn man draufklickt. Tipp: Haare;-) )

Sonntag, 8. Mai 2011

Die letzten Tage in Schweden

Liebe Leserinnen und Leser,

nun ist der Tag des Abschiedes gekommen. Des Abschiedes von diesem Blog. Aus Schweden habe ich mich ja schon vor geraumer Zeit verabschiedet. Es war ein turbulenter Dezember, mit Abschieden vom Chor, von meiner Gastfamilie und von der Arbeitsgruppe, mit Festen, aber auch mit noch ein wenig Arbeit, die halt so anfällt wenn man seinen Arbeitsplatz räumen muss.
Leider bin ich damals wegen der vielen Ereignisse nicht dazu gekommen alles für euch zu dokumentieren. Heute kräht natürlich kein Hahn mehr danach. Dennoch möchte ich euch noch ein paar letzte Bilder präsentieren, damit dieser Blog einen würdigen Abschluss findet. Und Bilder waren euch doch eh immer am liebsten, nicht wahr? ;-)




Der Herbstball

Er ist das Pendant zum Frühlingsball, nur das dieses Mal am Abend zuvor die Damen ein Ständchen für die Herren bringen. Auch eine schöne Sache, kann ich berichten. :-) Beim Ball selber haben Hanna und ich es uns nicht nehmen lassen wieder etwas vorzuführen. Wir haben den Schweden ein typisch deutsches Lied beigebracht: „Eisgekühlter Bommerlunder“. Wie ihr seht haben wir uns dazu auch noch eine ausgefeilte Performance ausgedacht. Ihr kommt nie drauf wie wir den „Schinken“ in dem Lied symbolisiert haben. :-) Für alle, die jetzt entsetzt sind welches Liedgut wir da exportieren: Die Kenntnisse der deutschen Musikkultur beschränkten sich bei den meisten Schweden auf Rammstein oder auch Matthias Reims „Verdammt, ich lieb dich“. Offenbar konnte letzterer ohne daran gehindert zu werden auch noch ein Lied „Verdammt, ich lieb dich immer noch“ rausbringen, wie ich von kundigen Schweden erfahren habe. Wir haben also nicht viel kaputt gemacht. ;-)

Samstag, 11. Dezember 2010

Back for good

Liebe Leute!

Wie vermutlich die meisten von euch bereits mitbekommen haben, habe ich es geschafft die Diplomarbeit einzureichen und damit den stressigen Teil dieses Jahres abzuschließen. Jetzt bleibt mir noch eine satte Woche, um ein wenig Freizeit hier zu genießen. :-)

Vorher mussten allerdings noch einige Kleinigkeiten an der Uni erledigt werden. So Kleinigkeiten, die sich dann zu geschlagenen drei Tagen an der Uni auswachsen, man kennt das ja. Eine lustige Sache war, dass ich noch mal den Fika-Dienst für das Freitagsseminar hatte. Freitags ist ja im Department immer ein Seminarvortrag, in dessen Rahmen es dann auch Kaffee und Süßgebäck gibt. Jede Woche hat jemand anderes die ehrenvolle Aufgabe dann für 40 Leute Kaffee und Tee zu kochen. Wenigstens wird das Gebäck von einer Bäckerei angeliefert und man muss das nicht alles selbst backen. Jedenfalls hatte ich schon äußerst erfolgreich verdrängt, dass ich auch noch mal auf der Liste stehe, bis mir dann in einem unvorsichtigen Augenblick mein Vorgänger auf der Liste die "Goldene Kaffeedose" in die Hand gedrückt hat, die anzeigt dass man diese Woche Dienst hat. Nun ja, durfte ich also an dem eigentlich als frei geplanten Freitag morgens um 9 Uhr Kaffee kochen.

Das lief auch alles ganz gut, denn wie bekannt ist bin ich unheimlich professionell wenn es ans Kaffeekochen und Gebäck essen anrichten geht. Zu dem Seminar selbst gibt es allerdings noch eine nette Anekdote zu berichten.
Im Anschluss an den Vortrag werden nämlich immer einige Bekanntmachungen gemacht. Zuerst kommt die Sekretärin, deren Ermahnung sich doch frappierend von Mal zu Mal gleichen ("Reiserechnungen rechtzeitig einreichen", "Veröffentlichte Paper zentral melden",...). Dann wird der Chief des Departments, Shi-Li (Chinese), ebenfalls schrecklich wichtige Dinge los, die mich in der Regel zu 99% nicht betreffen. Ist aber manchmal trotzdem ganz lustig. So wie gestern. Und zwar gab es folgende Bekanntmachung:
Am kommenden Dienstag kommen ein paar unheimlich wichtige Menschen (warum die wichtig sind wusste er nicht, nur dass) der Universität, um sich von 9 Uhr bis 9.30 Uhr den Reinraum anzuschauen. Ich habe den dunklen Verdacht, dass diese Menschen sowohl Entscheidungsgewalt wie auch finanzielle Mittel mit sich bringen. Und nun war also die Maßgabe: Dienstag, von 9 Uhr bis 9.30 Uhr, haben sich doch bitte ausnahmslos alle (!) im Reinraum aufzuhalten, damit es auch ja sehr betriebsam aussieht und den Herren klar wird, wie wichtig der Reinraum für uns ist!
...
Ich wollte ihm gerade zu diesem gelungenen Witz gratulieren, als ich an den Reaktionen der anderen merkte, dass es wohl Ernst sein muss. Und die Begründung für diese Posse lieferte der Chef gleich nach. Offenbar wäre es der Kommission nicht begreiflich zu machen, dass man eine Maschine nur morgens anwerfen muss um zwei Stunden später das Ergebnis zu begutachten, sondern die müssten Aktivität sehen, um zu erkennen wie wichtig der Reinraum ist. Deshalb sollten sich also alle zur besagten Zeit im Reinraum aufhalten. Warum die Herren der Bürokratie ihren Besuch dann so explizit ankündigen, und ob sie nicht der Meinung sein könnten dass die Büroräume völlig überflüssig sind wenn sich doch eh alle im Reinraum aufhalten, oder was sie gegebenenfalls denken würden wenn sie exakt die gleichen Leute dann von 9.30 Uhr bis 10 Uhr ein Stockwerk höher im Korridor rumwuseln sehen - das ist hingegen nicht überliefert.
Bleibt als Krönung nur noch die Wortmeldung eines Doktoranden zu berichten, der da meinte: Wenn wir denn dann im Reinraum sein sollen - was sollen wir da eigentlich machen?

Viele Grüße!

Hendrik

Sonntag, 24. Oktober 2010

Ein Lebenszeichen

Liebe Leser,

dass hier im Blog gerade nicht so viel los ist wird vermutlich niemanden mehr wundern, wo es doch die letzte Zeit schon etwas ruhiger wurde. Ich würde auch schrecklich gern mehr schreiben, zum Beispiel dass es hier das erste Mal geschneit hat (nichts liegen geblieben), ich gerade mal wieder öfters bei der Familie mitessen darf (nichts übrig geblieben) oder ich die Präsentation der Ergebnisse meiner Diplomarbeit hatte (keine Fragen offen geblieben). Allerdings ist es nun so, dass die meisten unter euch vermutlich auch sonst nichts mehr von mir gehört haben, sei es per Mail oder per Skype. Und das, obwohl mir spontan einige Leute einfallen, für die sogar noch eine Antwort auf die letzte Mail aussteht. Ja, das hat alles einen Grund. Und zwar schreibe ich gerade an meiner Diplomarbeit. Und nicht nur, dass es ja generell schon eine Menge Arbeit ist, die Frist innerhalb der ich glaubte fertig schreiben zu müssen hat sich auch noch spontan halbiert. Die Bude brennt also, könnte man sagen. Deshalb ist mein Erstwohnsitz inzwischen die Uni, und keine Zeit für nichts anderes bleibt nicht mehr. Deshalb sind auch Mails bei mir momentan zwischengelagert, aber nicht vergessen, und werden dann hoffentlich beizeiten beantwortet.

Ich wollte es euch nur wissen lassen, damit niemand glaubt er wäre mir entfallen.

Viele Grüße aus der Denkblase!

Hendrik

Freitag, 1. Oktober 2010

Minusgrade – und ein Abschied

Hallo Freunde

des gepflegten Schriftbildes. Zwar gibt es momentan von mir nicht viel Neues zu erzählen, aber dann widme ich mich doch einfach mal wieder dem Lande. Zwei kleine Geschehnisse, die ich für erwähnenswert halte, gibt es nämlich zu berichten.

Der erste Frost


Angeblich schon vorgestern, aber auf jeden Fall unüberspürbar gestern war es soweit: Die kalte Jahreszeit hat in Schweden begonnen. Sichtbares Zeichen war das Thermometer morgens bei 0°C sowie der Raureif allenthalben, aber auch ohne hätte ich morgens auf dem Fahrrad unzweifelhaft gespürt, dass es hier sehr kalt geworden ist. Ohne Handschuhe wird es schon wieder verdammt kalt. Und die dünne Sommerjacke hält auch nicht mehr wirklich warm. Dabei hatte ich doch eigentlich nicht vor die Sachen vor Dezember rauszukramen… . :-/
Einen kleinen Vorteil hat die ganze Sache allerdings: Heute Morgen habe ich mit meinem Fahrrad endlich mal wieder nahe am Uni-Eingang parken können. :-)

50 Öre


Auch wenn man es bei dem Titel vermuten könnte (sofern man lebendiger Teil der weltweiten Hiphop-Szene ist), so geht es im Folgenden nicht um einen aufstrebenden schwedischen Rapper (50 Cent lässt grüßen), sondern um das knallharte Thema Geld. Wie ich nämlich gestern Morgen aus dem Radio erfahren musste, wird der schwedische Zahlungsverkehr um ein Geldstück ärmer: Die 50 Öre-Münze wird abgeschafft.
Nun ist es so, dass Schweden bis zum gestrigen Tage die Abstufungen 1000 Kronen- (habe ich bisher weder gesehen noch aus dem Automaten bekommen), 500 Kronen-, 100 Kronen-, 50 Kronen- und 20 Kronen-Schein sowie 10 Kronen-, 5 Kronen, 1 Krone- und 50 Öre-Münzen gibt. Rein nominell gibt es zwar im Laden Preise bist auf den Cent genau; man verzichtet also nicht auf die 9,90-Angebote. Zahlen tut man dann allerdings die vollen 10 Kronen – zumindest, wenn man nur diesen einen Artikel kauft. Ansonsten wird der Warenkorb korrekt zusammengerechnet und der Endpreis dann kaufmännisch auf 50 Öre gerundet. Doch damit ist es nun offenbar wohl auch vorbei und es dürfte ab jetzt auf die Krone (~10 Cent) genau gerundet werden. Damit kann man mit den 50 Öre jetzt auch nicht mehr bezahlen, aber immerhin, so entnahm ich dem Bericht heute Morgen, kann man das Geld in der Bank umtauschen lassen. Momentan nenne ich genau ein 50 Öre-Stück mein eigen, wie eine kurze Überprüfung meines Geldbeutels ergab. Ich denke ich werde dann damit mal zur Bank spazieren und es gegen Kronen eintauschen lassen. Hoffentlich wird dabei dann auch kaufmännisch gerundet. :-)

Viele Grüße aus dem kalten Norden!

Hendrik